Auf dem Zipfel der Kunst
KLEINES THEATER / MILUNA THEATER / RENDEZVOUS FÜR SPÄTZÜNDER
30/10/15 Von einem Abend, der wankend zwischen amerikanischer Seifenoper und deutscher Fernsehkomödie, schlussendlich keine Fragen offen ließ: Die romantische Komödie „Rendezvous für Spätzünder“ von Norm Foster feierte Premiere und deutschsprachige Uraufführung im Kleinen Theater.
Von Stefan Reitbauer
„Was für eine Nacht!“, möchte man ausrufen, nachdem sich der imaginäre Vorhang des Kleinen Theaters in Schallmoos vor die Szenerie schiebt und freundlicher Applaus den Abend beschließt. Vier an sich bedauernswerte Einsame in den besten Jahren, die sich in Folge eines Blind Date und nach schier endlosen Wirren in den Armen liegen! Beneidenswert.
Obgleich der Inhalt des Stücks somit ausreichend beschrieben wäre, sollte man sich einigen Details doch nicht verschließen. Nach zwei anfänglichen Sequenzen, in denen die vier Protagonisten bei mehr oder weniger sportlicher Betätigung vorgestellt werden, findet besagtes Blind Date in der Bar „Auf dem Zipfel“ statt.
Der Name des Etablissements lädt anschließend zu einigen Wortspielen ein, die sich ausschließlich an der unteren Kante der Geschmacklosigkeit ansiedeln. Dass später auch den scheinbar achtlos hingeworfenen Bemerkungen über ein „Tieferlegen der Latte“ und ein „voll funktionstüchtiges Alphorn“ ein ähnliches Schicksal widerfährt, macht die Angelegenheit nicht witziger. Auch und vor allem deshalb nicht, weil dem „Wie lange bist du noch auf dem Zipfel gesessen?“ ein peinliches, fast entschuldigendes „In der Bar meine ich“ folgt.
Durchaus interessante Ansätze zeigen sich jedoch in den Abgründen der geschundenen und von Beziehungsenttäuschungen geprägten Seelen, die ein bedenkenloses und gelöstes Sich-Öffnen erschweren.
Die potenziellen neuen Partner haben es nicht leicht. Zwischendurch werden schwülstige, pseudo-philosophische Gedichtfetzen eingestreut. Man darf die Sache also doch nicht allzu ernst nehmen. Unvermeidlich, wie Weihnachten und die (auch thematisierten) Staus im Salzburger Abendverkehr, stellt sich ein hollywoodreifes Happy End ein. Der Kuss hinter vorgehaltenem Mantel darf hier keinesfalls fehlen. Hier und auch bei den angedeuteten Liebesszenen schleichen sich groteske Elemente in das Schauspiel ein.
Für ebendiese Nuancen sind vor allem Jurek Milewski und Heide Maria Hager verantwortlich. Mit ihrem teilweise stark überzeichneten Spiel persiflieren sie das Geschehen und verleihen dem Stück eine kleine Portion Ironie. Davon hätte man sich mehr gewünscht. Daniela Zähl und Thomas Peschke beschränken sich in der Darstellung ihrer Figuren eher auf oberflächliche Klischees und erwartbare Verhaltensmuster.
So sehr es „Rendezvous für Spätzünder“ an kreativen Regieeinfällen (Mirek Polatynski) und ansprechender Handlung mangelt, transportieren einzelne Figuren doch so etwas wie Charme und liebenswerte Hilflosigkeit. Einige Aufzüge laden auch durchaus zum Schmunzeln ein, was aber, vor allem nach der Pause, nicht von der Langatmigkeit des Stückes abzulenken vermag. Die Überschaubarkeit der Handlung und die Absehbarkeit des Endes würden einige Leerstellen und großzügige Streichungen vertragen. Fazit: Es ist ein breiter Grat zwischen Zipfel und Gipfel. Leider.