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Romantik mit Paukenschlag

MOZARTEUMORCHESTER / SONNTAGSMATINEE

05/10/15 Mit einem nicht so häufig zu hörenden Werk Schumanns gelang den Musikern am Sonntag (4.10.) ein eingängiger Einstieg in romantische Klangwelten: „Ouverture, Scherzo und Finale“ betitelte Schumann etwas ungelenk die drei Sätze, deren Konzeption gerade einmal nicht für eine Symphonie ausreichte.

Von Christiane Keckeis

Schumann experimentierte während der Komposition mit Besetzung und Orchesterklang und bietet so den Musizierenden ein weites Feld der Klangmöglichkeiten zwischen Sattheit und Schwelgen, federnden Pizzicati, energischer Strenge, dynamischer Vielfalt, was das Mozarteum Orchester unter seinem Chefdirigenten Ivor Bolton eindrücklich ausleuchtet, auch wenn der letzendliche Wohlfühlmoment im Orchester noch nicht ganz erreicht scheint. Immer wieder funkeln Klangfarbenspiele in den fließenden Dialogen zwischen hohen und klangvollen tiefen Streichern, zwischen Streichern und Holzbläsern, zwischen ersten und zweiten Geigen. Exzellent tun sich die Bläser hervor, es ergeben sich staunenswerte Momente, wenn sich beispielsweise ein Klarinettensolo mit schönem Ton aus dem Gesamtklang herausschält oder die Oboe weiche Melodielinien zieht. Das alles ist erfreulich zu hören, ohne besondere Tiefe zu erzielen.

Schumanns Cellokonzert stellt da einen durchaus anderen Anspruch: Das emotionale Erleben und das Spannungsfeld zwischen inniger Melancholie und temperamentvollem Ausbruch, das Schumann durch seine beiden Alter egos, Eusebius und Florestan, ganz explizit thematisch fasste, verlangen vom Solisten eine tiefe musikalische Auseinandersetzung. Jan Vogler findet einen Weg, ohne Pathos, aber dennoch intensiv Schumanns Gefühlsspektrum nachzuvollziehen. Fließend und unmanieriert legt er das erste Thema an, mit klugen Phrasierungen und wenig Tempofreiheiten. Das Orchester begegnet ihm sensibel und mit eher weichen Konturen.

Im Duett des Solocellos mit dem ersten Cello des Orchesters wird wieder einmal deutlich, welch hervorragende Musiker das Mozarteum Orchester zu bieten hat: mit wunderschönem Klang dialogisiert der erste Cellist mit dem Solisten. Das Cello als Solo-Instrument hat es im großen Raum des Festspielhauses eher schwer und so wünschte man sich vom Solisten gelegentlich etwas mehr Präsenz, nicht unbedingt was die Lautstärke, eher was die Intensität betrifft. Auch in Bezug auf die Feinintonation besonders in den orchesterunterlegten Stellen wäre etwas mehr Sorgfalt durchaus wünschenswert gewesen. Dem Jubel tat das keinen Abbruch. Jan Vogler erfreute das Publikum mit seiner flüssigen Interpretation der Sarabande aus Bachs erster Cello-Suite als Zugabe.

Und wieder eine beachtliche Bruckner-Exegese: die Zweite Symphonie diesmal, kraftvoll, klangvoll, spannungsvoll, von intensiver Dichte und Konzentration, dynamisch bis an die Grenzen ausgelotet, sensibel in den Steigerungen. Vom packend intensiv flirrenden Beginn an hat Bolton sein Orchester fest an der Hand, und die Musik kann die Zuhörenden ungebremst fesseln. Momente atemloser Schönheit wechseln mit wunderbar linearen Steigerungen, die in energischen Ausbrüchen münden. Alle Instrumentengruppen gestalten sorgsame und ausdrucksstarke Auftritte, hier seien – pars pro toto – die Bratschen erwähnt, die innig und wundervoll unisono die Melodiebögen des Scherzos formulieren. Im Adagio wird das Schwelgen im Klang zum puren Genuss, die zweiten Violinen lassen sich indes nicht beirren und zupfen rhythmisch genau und geben sichere Basis. Flöte, Oboe und Horn geben sich manches stimmige Stelldichein – und überhaupt: den Bläsersolisten sei Lob gesungen, allen voran dem ersten Hornisten, der ohne Auslassen mit rundem weichen Ton stets präsent ist. Mit prachtvollem Finalakkord setzt im Publikum begeisterter Applaus ein. Die Sonntagsmatineen haben mit Paukenschlag einen prachtvollen Auftakt erlebt.

 

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