Vollstreich, Wurmstrich und andere komische Leute
SALZBURGER HAYDN-WOCHE
02/09/15 Zum 5. Mal veranstaltet die Johann Michael Haydn-Gesellschaft eine „Haydn-Woche“. Sie beginnt am kommenden Samstag (5.9.) mit der halbszenischen Aufführung eines Singspiels.
Die reiche Theatertradition Salzburgs war einst untrennbar mit der Benediktineruniversität verbunden. Besonders die universitären Finalkomödien, von den Studenten unter Mithilfe von Mitgliedern der Hofmusik zum Ende des Studienjahres aufgeführt, waren sehr beliebt und allen Bürgern der Stadt zugänglich. Das Singspiel „Die Wahrheit der Natur“ wurde am 12. Juli 1769 auf der Universitätsbühne – also in der Großen Aula – uraufgeführt. Es beruht auf einer dreiaktigen Tragoedia Pietas in impium – das meint, Frömmigkeit soll bei den Gottlosen erreicht werden. Michael Haydn (Musik) und der Benediktinerpater Florian Reichssiegel (Text) nehmen das Publikum auf eine turbulente Kunstsuche mit, die nicht nur lehrreich, sondern sondern angeblich auch höchst amüsant ist. Der Verstand in Gestalt des Mentors sucht mit Hilfe der drei Grazien, der Töchter der Natur, die wahre Kunst. Auf ihrer Erkenntnisreise stoßen die vier immer wieder auf kuriose Typen, wie den eitlen Sängermeister Herrn Vollstreich, den prahlerischen Maler Herrn von Wurmstich oder den derben Schulmeister Bockstolz und seine Frau Urschel.
Die halbszenische Aufführung wird im Solitär der Universität Mozarteum stattfinden. Dirigent ist Graziano Mandozzi, es spielt die Salzburger Hofmusik, Solisten sind unter anderem Diana Plasse, Maximilian Kiener und Vigil Hartinger.
Idee der Salzburger Haydn-Woche ist, an den Geburtstag des „Salzburger“ Haydn (1737-1806) zu erinnern. Es ist heuer mithin der der 278. Geburtstag.
Ein Fixpunkt der Haydn-Woche ist ein Konzert im prachtvollen Ständesaal des Salzburg Museums, wo Wolfgang Brunner das originale Hammerklavier von Michael Haydns spielen wird. Dieses Mal kredenzen er und der Tenor Virgil Hartinger bei „Gläser- und Pokalenklang“ Trinklieder von Michael Haydn, Franz Schubert, Anton Diabelli und anderen.
Im Abteisaal von St. Peter, der sonst nicht öffentlich zugänglich ist, erklingen Divertimenti für drei Streichinstrumente von Michael Haydn. Abgerundet wird das Konzert durch Texte aus der „Biographischen Skizze. Von des verklärten Tonkünstlers Freunden entworfen, und zum Besten seiner Witwe herausgegeben“ (1808). Daraus liest Erzabt Korbinian Birnbacher.
Johann Michael Haydn war als Komponist und persönlich der Erzabtei verbunden. Dem zollen die Stiftsmusik St. Peter unter Stiftskapellmeister Armin Kircher Tribut. Zum einen mit geistlichen Arien und für die Kirche komponierter Instrumentalmusik von Leopold und W. A. Mozart sowie Michael und Joseph Haydn. Beim dem die Festwoche abschließenden Festgottesdienst in der Stiftskirche St. Peter erklingt Michael Haydns Missa Sancti Hieronymi MH 254, ein Stück, das ob seiner Besetzung m it drei Oboen auffällig ist. (dpk-krie)