Ein Garant für guten alten Swing
Von Horst Reischenböck
„Auf musikalischen Abwegen“, so lautete der Titel. Denselben trägt auch eine DVD, Mitschnitt vom Vorjahr mit exakt denselben Protagonisten und einem Gutteil des auch diesmal gebotenen Programms. Für Dietmar Küblböck, Solo-Posaunist der Wiener Philharmoniker, der vor Jahren auch Jüstel den allerersten Anstoß zu derartigen Jam-Sessions lieferte, wie auch Flip Philipp, Perkussionist der Wiener Symphoniker, ist das wohl eine mehr als willkommene Abwechslung zum normalen Orchestergeschäft. Sie nutzen da die Möglichkeit, stupendes Können nicht bloß zu beweisen, sondern auch auf anderem Terrain ausleben zu dürfen.
Was auch gleich nach der Trio-besetzen Einstimmung mit Bassist Peppe Pilotto und dem vorerst eher als Ruhepol rechts außen agierenden Drummer Klemens Marktl, die in dem Blues Waltz von Pianist Adi gipfelte, erneut bewiesen wurde. Küblböck macht es hör- und sehbar immensen Spaß, sein Instrument gelegentlich doppelstimmig zu blasen. So, wie auch Philipp virtuos das Vibraphon „traktiert“: absolut begeisternd dann zum Schluss in der prachtvoll improvisierten Zugabe von Duke Ellingtons „Caravan“ als absolutem Höhepunkt des Ganzen.
Wie Jüstel locker erklärend einwarf, bestehe zu solchen Anlässen keine Gelegenheit, vorher zu proben. Der Blickkontakt reiche vollkommen aus, um „dennoch immer wieder genau zeitgleich aufzuhören“. Ja, wenn man sich derart auf eine mittlerweile längst eingeschworene Partnerschaft auf der Bühne im Oval, das übrigens derzeit auch sein zehnjähriges Bestehen feiert, verlassen mag...
Vor 55 Jahren (!) ist Adi Jüstel zum ersten Mal öffentlich aufgetreten. Musizieren ist offenbar sein Jungbrunnen, man sieht ihm das Alter nach wie vor nicht an. Bis heute kann er angeblich nicht Noten lesen, Trompete und Klavier hat er sich selbst angeeignet. Er verzichtete diesmal aber aufs Singen. Dafür stand ihm in Francesca Hart wieder eine exzellent virtuose Vokalistin zur Seite, auch an der Gitarre und in einer hinreißenden Trompeten-Imitation. Perfekt im Sound und portugiesischen Idiom ihre brasilianischen Beiträge „Wave“, „The Girl von Ipanema“ und „Corvocado“ aus der Feder von Antonio Carlos Jobim, in der sie auch vom Timbre her stark an weiland Astrud Gilberto erinnerte.
Zweieinhalb Stunden, die wie im Flug vorübergingen und mit der erfreulichen Ankündigung endeten, man denke an eine Fortsetzung im nächsten Jahr.