Klassisch, modern und aktuell seit vierzig Jahren
VIERZIG JAHRE ŒNM / 1975 BIS 2015
29/05/15 „Das herausragende œnm hat mehrere meiner Werke ausgezeichnet gespielt. Ihre Aufführungen von ‚music for 18 musicians’, ‚different trains’ und vielen anderer meiner Werke waren absolut erstklassig.“ Das hat niemand geringerer gesagt, als Steve Reich. Am Samstag (30.5.) feiert das „œnm.österreichisches ensemble für neue musik“ sein vierzigjähriges Bestehen.
Von Heidemarie Klabacher
„Die Geburtsstunde des ‚Österreichischen Ensembles für Neue Musik’, damals ÖENM abgekürzt, schlug am 14. Juni 1975 im Publikumsstudio des ORF Salzburg. Unter der Leitung des Ensemblegründers Klaus Ager spielten der Klarinettist und Mitbegründer Ferenc Tornai, der Gitarrist Wolfgang Guttmann, Genro Hara auf der Posaune, Laura Spitzer Klavier und Hermann Urabl Schlagzeug. Dazu kam die Sopranistin Marianne Rainer. Das Programm zeichnete das Repertoire des Ensembles bis heute vor. Zu zwei Werken Agers (Silences VII und Le combat avec l’ange) kamen ein Klassiker der Moderne (Anton Weberns Drei Lieder für Gitarre, Es-Klarinette und Sopran) sowie zwei weitere Zeitgenossen: Vinko Globokar (Correspondances) und Luciano Berio (Rounds und die Sequenza für Posaune). Ein anspruchsvolles Konzert am Puls der Zeit.“Das schrieb Gottfried Franz Kasparek vor fünf Jahren zum „35. Geburtstag“ des Ensembles.
Fünf Jahre sind vergangen. Das „œnm.österreichisches ensemble für neue musik“ inzwischen seit vierzig Jahren der Musik der klassischen Moderne und der Gegenwart - und hat sich international noch einmal stärker als eines der der führenden einschlägigen Ensembles in der Szene verankert.
Dreihundert Uraufführungen seit seiner Gründung, regelmäßige Auftritte bei großen internationalen Festivals - das in Salzburg beheimatete Ensemble von den großen Konzertbühnen inzwischen nicht mehr weg zu denken.
1975 also gründeten der Komponist Klaus Ager und der Klarinettist Ferenc Tornai das œnm. 1988 übernahm der Komponist und Dirigent Herbert Grassl die Leitung, seit 1997 prägt Johannes Kalitzke als erster Gastdirigent das Ensemble maßgeblich und untermauert zusammen mit dem Geiger Frank Stadler und dem Cellisten und Künstlerischen Leiter Peter Sigl den internationalen Erfolg.
Spitzenmusikerinnen und -musiker aus elf Nationen engagieren sich in Salzburg für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Besetzung ist jeweils den Komponisten und ihren Werken angepasst. Ein Solist kann ebenso gut das œnm sein, wie das fünfzehnköpfige Ensemble oder, in Ausnahmefällen, ein deutlich größeres Kammerorchester.
Aus der Salzburger Szene ist œnm nicht wegzudenken. Es ist regelmäßig zu Gast bei den Salzburger Festspielen, den Dialogen der Stiftung Mozarteum, der Salzburg Biennale oder dem Aspekte-Festival. Auftritte hatte das Ensemble aber auch national und internationale, etwa bei den Bregenzer Festspielen und bei Wien Modern. Es spielt bei den Dresdner Tagen der zeitgenössischen Musik, beim Ultraschall Festival Berlin oder der Münchner Biennale, beim Bologna Festival, beim Kunstfest Weimar und beim Warschauer Herbst, bei Milano Musica, Traiettorie Parma oder Settembre Musica.
Geleitet wird das Ensemble von Dirigenten wie Johannes Kalitzke, Peter Ruzicka, Franck Ollu, Peter Rundel, Beat Furrer, Tito Ceccherini, Andrea Pestalozza, Oswald Sallaberger, José-Maria Sanchez-Verdú oder Titus Engel.
Renommierte Komponisten wie Pascal Dusapin, Beat Furrer, Bernhard Gander, Sofia Gubaidulina, Toshio Hosokawa, Helmut Lachenmann, Enno Poppe, Steve Reich, Wolfgang Rihm und Salvatore Sciarrino schreiben und schrieben für das Ensemble.
Auch als Veranstalter ist das œnm tätig. 2008/09 etwa gab das Ensemble der traditionellen Salzburger Saitenmusik einen zeitgenössischen Toch mit dem Zyklus „Saitenklang“ und fünf Kompositionsaufträgen dazu. Seit 2011 lädt das œnm mit seiner eigenen Konzertreihe „œnm . ganz privat“ ins Künstlerhaus. In einem noch persönlicheren Rahmen kann man zeitgenössischer Kunst und ihren Interpreten kaum mehr begegnen. Die Reihe wurde bereits 2012 mit dem höchst dotierten Kunstpreis Österreichs, dem Bank Austria Kunstpreis, ausgezeichnet.
Bild- und Tonträger, herausgegeben etwa von Neos, KAIROS, dem ORF oder der Deutschen Grammophon, dokumentieren das eindrucksvolle Schaffen des œnm. Die Live-Einspielung von György Kurtágs „Botschaften des verstorbenen Fräuleins RW Trussowa“ und Jörg Widmanns „...umdüstert ...“ bei Neos schafften es 2007 auf die Bestenliste vom Preis der deutschen Schallplattenkritik. Die neueste Einspielung, erschienen in der ORF Edition Zeitton, bringt Werke der Komponistin Alexandra Karastoyanova-Hermentin.