Im Palast der (Freuden-)Tränen
ARGE KULTUR / SCOTT MATTHEW
30/04/15 Nach seinem Konzert im November 2012 kehrte der australische Singer-Songwriter Scott Matthew am Mittwoch (29.4.) mit seinem neuen Album „This here defeat“ in die ARGEkultur zurück und verwandelte den Saal in einen Palast der Tränen – einen Palast der Freudentränen!
Von Sascha-Alexander Todtner
Der Mann mit dem Rauschebart und der melancholischen Stimme – als solcher wurde Scott Matthew spätestens mit dem Film „Shortbus“ bekannt. Die Lieder, die den Zuhörer in diesen bittersüßen Mantel der Traurigkeit einkleiden, der einen so wunderbar wärmt: All dies war also in der ARGEkultur zu erleben, in der Scott Matthew an einem der letzten Abende auf seiner Tournee – 32 Konzerte in 35 Tagen – Halt machte.
Eine bunte Mischung aus Liedern vom neuen Album, älteren Sachen und Cover-Versionen, die entweder auf dem vorherigen Album „Unlearned“ zu finden oder unveröffentlicht sind – in diesem Spektrum balancierte Matthews Stimme, die von der Tour etwas angeschlagen ist, zwischen den Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens. Häufig entschuldigt sich Matthew für seine stimmlichen Probleme und bedankt sich beim Salzburger Publikum für die Freundlichkeit und Güte.
Aber wer könnte Scott Matthew schon böse sein? Seine Lieder und seine unverwechselbare getragene Stimme eröffnen einen Raum, den man am liebsten nie verlassen möchte. Er ist ein Singer-Songwriter, dessen musikalische Herzstiche zwar wehtun, aber im gleichen Moment auch zur Heilung beitragen. Eineinhalb Stunden entführte Matthew das Salzburger Publikum also in eine Welt, die sowohl aus „Bittersweet“ bis „Here We Go Again“ besteht. Mit „This here defeat“ hat sich Scott Matthews Stil verändert: zu den typischen reduzierte Akustikgitarren im musikalischen Melancholie-Teppich erklingen nun auch atmosphärische E-Gitarren, leise Klavier- und Synthesizer-Tupfer, Beats und ein trauriges Cello. Diese Klangfarbenvielfalt überzeugt auch live im Konzert.
Ein Scott-Matthew-Konzert ist immer mehr als nur ein Konzert. Es ist ein intimer Einblick in das Leben des Musikers und seine Intentionen genau diese Musik zu machen. Der Australier nützt die Zeit zwischen den Stücken immer wieder, um die Songs zu erklären. Er lässt uns wissen, wie die Lieder entstanden oder warum er gewisse Songs covert. Und in diesem Zusammenhang folgen immer wieder Anekdoten, zum Beispiel vom schlechten Gewissen, mit dem er in einer Kirche und vor den Ohren von Father Thomas gesungen habe „I want to be an Antichirst“. Ja, dieser Künstler ist kein Kind von Traurigkeit, wie man möglicherweise von seinen Alben denken könnte. Zumindest versichert er dies und man glaubt es ihm an diesem Abend in Salzburg auch wirklich.
Nach drei Zugaben verabschiedet sich Scott Matthew mit dem Cover von Nick Caves „Into your Arms“ aus dem Palast der Freudentränen und hinterlässt ein glückliches und verträumtes Publikum, das nur darauf wartet, ein weiteres „Here We Go Again“ bald wieder hören zu können!