Jugendlich inspiriert
CAMERATA SALZBURG / BEN GERNON
09/03/15 Der Young Conductor's Award der Salzburger Festspiele 2013 hat die Karriere von Ben Gernon erfolgreich beflügelt. Beim Preisträgerkonzert damals hat er die Camerata Salzburg dirigiert. Jetzt ist der Dirigent mit der Camerata auf Tournee und machte Station beim Abo-Zyklus im Großen Saal. Mit von der Partie - die Geigerin Nicola Benedetti.
Von Horst Reischenböck
Im Gepäck führen sie keine alltägliche Kost. So erinnerte man daran, dass es die Camerata Salzburg war, die mit den Walzern von Arnold Schönberg ein Jugendwerk der Vergessenheit entrissen hat: eine Viertelstunde kurzer Miniaturen, teilweise in der Nachfolge von Johannes Brahms, verquer, ohne Hörprobleme zu provozieren. Die Streichquintettfassung ist interessant harmonisiert in Erinnerung daran, dass Schönberg seinen Lebensunterhalt zunächst damit verdient hat, anderer Leute Operetten zu orchestrieren… Für die von Ben Gernon beflügelte Camerata waren die Schönberg Walzer ein Heimspiel erster Güte.
Ebenso beschwingt assistierte man der Geigerin Nicola Benedetti, die sich für ihr Salzburg-Debüt Wolfgang Amadé Mozarts Violinkonzert A-Dur KV 219 ausgesucht hat. Mit zarter Tongebung beim Einstieg in die Kantilene nach dem ersten Orchester-Tutti ließ sie ebenso aufhorchen, wie mit ihrer eigenen, auf harmonisch abseitige Pfade driftenden Kadenz, wie mit den Lyrismen im Adagio oder den beherzt gesetzten Akzenten im alla-turca-Einsprengsel des finalen Rondos.
Für die begeisterte Zustimmung bedankte die Schottin sich verinnerlicht mit der Sarabande aus Johann Sebastian Bachs zweiter Solo-Partita d-Moll BWV 1004.
Schon Gustav Mahler und später Leonard Bernstein ließen späte Streichquartette von Ludwig van Beethoven in chorischer Besetzung ausführen. Das hat den polnischen Komponisten Stanislaw Skrowaczewski im Jahr 1988 animiert, den langsamen Satz aus Anton Bruckners singulärem F-Dur Streichquintett WAB 112 verdeutlichend zu bearbeiten. Ihm wiederum folgte der Komponist und Camerata-Cellist Shane Woodborne: Er hat die im Adagio schlummernden reichen Farben ausgebreitet, die Kontrabass-Pizzikati saftig ausgereizt – und bei aller Farbigkeit die kammermusikalische Fragilität nicht aus den Augen verloren. Ein ideales Demonstrationsobjekt für die zwanzig Streicher der Camerata Salzburg, die unter der Leitung von Ben Gernon einmal mehr ihren satt getönten und doch subtil gefärbten Sound ins akustische Rampenlicht zu stellen wussten.
Beschwingt beflügelt kam dann Mozarts Sinfonie A-Dur KV 186a daher, in der nochmals die Oboen und Hörner ihre klanglichen Qualitäten einbringen durften: Ein beglückender Ausklang in perfekt homogen partnerschaftlicher Übereinstimmung.