Leidenschaftlich, gemütsergreifend, originaltongetreu
STIFTUNG MOZARTEUM / ISSERLIS / LEVIN
25/02/2015 Cellistisch, pianistisch, beethovisch, klassisch-romantisch, originaltongetreu, leidenschaftlich, gemütsergreifend - einfach mitreißend: So präsentierten sich der Cellist Steven Isserlis und der Pianist Robert Levin am ersten ihrer beiden Abende mit allen Kompositionen Beethovens für Cello und Klavier im Großen Saal.
Von Alicia Tuchel
Jeden virtuosen Lauf, jede zarte Melodie ließ der Cellist Steven Isserlis mitreißend aufrauschen oder sanft strömen - getragen von den farbenreichen Klängen, die Robert Levin dem Hammerklavier zu entlocken weiß. Noch bevor die jeweils nächste Phrase sich in den Raum ergoss, wusste das Publikum den Interpreten vom Gesicht abzulesen, auf welche Klänge es sich einzustellen hatte - ob es zart weitergeht oder verspielt oder die wilde Leidenschaft die Initiative ergreift.
Der Cellist Steven Isserlis und der Pianist Robert Levin auf dem Hammerklavier brachten am Dienstag (24.2.) den ersten Teil der gesamten Beethoven-Kompositionen für Violoncello und Klavier zu Gehör und landeten damit beim Publikum einen Volltreffer. Das Hammerklavier, welches durch seinen weniger voluminösen Klang wunderbar zu den weichen Tönen des Violoncellos passt, grundierte atmosphärisch den Abend. Levin und Isserlis, ein eingespieltes Team, spielten die die Töne und Motive einander zu, wie Kinder, die sich gegenseitig den Ball zuwerfen: Einer nahm des anderen Motiv auf, schaute es sich an, drehte es ein wenig, setzte etwas Eigenes hinzu und warf es dem anderen wieder zurück. Diese virtuose Leichtigkeit war während des gesamten Konzertes spürbar.
Da konnte auch die kurzzeitige Unterbrechung während des ersten Stückes - der Variationen G-Dur über ein Thema aus Händels Oratorium Judas Makkabäus WoO 45 - durch das Verrutschen des Cellostachels nichts ausmachen. Mit einem gelassenen „Ach, sorry!“ brachte Isserlis den Ausreißer wieder in seine Position und spielte, nicht ohne dem Publikum vorher noch ein Lächeln zu schenken, seine Sechzehntelläufe weiter. Nachdem die Zuhörer ein wenig in Weihnachtsstimmung versetzt worden waren - „Tochter Zion“ - ging es mit der Sonate F-Dur op. 5 Nr. 1 sehr bewegt weiter. Zum Abschluss des ersten Blocks ließen Isserlis und Levin ihre Instrumente das Lied des Papageno „Ein Mädchen oder Weibchen“ aus Mozarts „Zauberflöte“ singen, und erfüllten damit den Saal mit heiterer musikantischer Stimmung.
Die Programmgestaltung folgte ganz dem Motto: Je später der Abend, desto älter der Beethoven. Wurde mit den „Jugendwerken“ des Komponisten begonnen, meldete sich im zweiten Teil der reifere Beethoven zu „Ton“. Diese bereits romantisch anmutenden Werke – die Sonate F-Dur für Klavier und Horn op. 17 in Beethovens eigener Bearbeitung für Cello und die Sonate A-Dur op. 69 - brachten eine nicht weniger emotionsgeladene, dennoch deutlich romantischere Stimmung in den Abend, die Isserlis und Levin ebenso charakteristisch zu treffen wussten.
Cellistisch, pianistisch, beethovisch, klassisch, originaltongetreu, leidenschaftlich, gemütsergreifend - so präsentierten sich Steven Isserlis und Robert Levin an diesem Abend der „Kammermusik im Großen Saal“. Die Vorfreude auf den zweiten Abend morgen Donnerstag (26.2.) steigt. Auf dem Programm stehen die weiteren Werke Beethovens für Violoncello und Klavier: Sieben Variationen Es-Dur über „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus der Zauberflöte WoO 46; die frühe Sonate g-Moll op. 5 Nr. 2; die Sonate D-Dur-Sonate op. 102 Nr. 2 und die Sonate C-Dur op. 102 Nr. 1.