Hoch-Zeit für Beethoven
MOZARTEUMORCHESTER / IVOR BOLTON / LARS VOGT
06/02/15 Eine allein Ludwig van Beethoven gewidmete Werkfolge wird in unseren Tagen selten programmiert. Das Mozarteumorchester, sein Chefdirigent Ivor Bolton und Pianist Lars Vogt trauten sich im 4. Abonnementkonzert das zu. Ein Sieg auf allen Linien.
Von Horst Reischenböck
Zum Auftakt am Donnerstag (5. 2.) im Großen Saal des Mozarteums war eine von Beethovens gleichsam „Gelegenheitsarbeiten“ ein echter Muntermacher: Die Ouvertüre zu der ansonsten kaum zu hörenden Schauspielmusik zu „König Stephan“ op. 117. Wie es sich dazumal für einen festlichen Anlass gehörte, wird das Werk angestimmt durch Fanfaren von Trompeten und Hörnern, wobei deren Solist hier aber dann doch seinem ventillosen Originalinstrument geringfügig Tribut zollen musste.
Mit dem Ersten Klavierkonzert in C-Dur op. 15 reussierten gerade in letzter Zeit hierorts mehrere Pianisten reüssierten: bei der Mozartwoche András Schiff, nahezu zeitgleich zu dieser Veranstaltung im Großen Festspielhaus nochmals Martin Helmchen (was wieder einmal für die Koordination innerhalb Salzburgs Konzertveranstaltern Bände spricht). Nun also Lars Vogt. Dessen partnerschaftliche Beziehung mit dem Mozarteumorchester dokumentiert nicht zuletzt eine hörenswerte CD mit zwei Konzerten von Mozart.
Vogt ließ über seinen lang erprobten Zugang zu Beethoven keine Zweifel aufkommen. Er spielt Beethoven ohne romantische Brille, der er dann doch noch aufsetzte für einen mit viel Zartheit zugegebenen, eigentlich vierhändig gesetzten Walzer von Johannes Brahms (dem vorletzten der 16 aus dessen Opus 39). Das Beethoven-Konzert rückte Lars Vogt vom Ausdruck eines vielleicht zum Zeitpunkt seines Entstehens durchaus noch plausibel jugendlichen Heißsporns eines kaum 20jährigen weg in Richtung seines darin dokumentiert großen Anspruchs: des Urhebers als Komponist und Ausführenden an sich selbst, genauso aber an das damalige Publikum. Unter Vogts Händen klang aus dem Steinway dabei nicht bloß der Beleg auftrumpfend virtuosen Könnens. Schon mit der dynamisch zurückgenommenen zweiten Phrase in den Kopfsatz kündete er berechtigt ernsthafte Auseinandersetzung an.
Es war bis zu seiner letzten authentisch vorgegebenen Note im energisch angegangen finalen Allegro ein gegenseitig befruchtender Austausch mit Ivor Bolton und seinen erstklassig darauf eingestimmten Instrumentalisten – eben mehr als bloß Begleitung. Speziell hervorheben im beglückenden Mit- und Gegeneinander speziell im Largo der gefühlvoll artikulierende Soloklarinettist. Aber auch die Streicher als Ganzes, in klassisch orientierter Spielweise. Ein zusätzliches Plus bedeutete die nicht nur des Raumes wegen zahlenmäßig reduzierten Besetzung.
Von der für eine spezielle Durchhörbarkeit eigentlich unerlässlichen, althergebrachten Wiener Orchesteraufstellung profitierte auch nach der Pause die Sinfonie Nr. 5 in c-Moll op. 67. Sie wurde diesmal nicht als dräuende Demonstration angedichteten Schicksals aufgefasst und geriet dennoch nicht weniger gewichtig. Den im Kopfsatz auszutragenden Konflikt, dem nur kurz ausdrucksvoll klagend die Oboe Einhalt gebot, führte man sehnig und einvernehmlich gleichsam in den mit final strahlend bekräftigendem Signal markierten Sieg. Beglückte Hörer und Gesichter der Ausführenden, die mit der Ouvertüre zu „Die Geschöpfe des Prometheus“ op. 43 dem Beethoven-Abend noch bekrönend eins drauf setzten.