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Fest in Berliner Hand

KULTURVEREINIGUNG / KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN / MICHAEL SANDERLING

05/02/15 Als Berliner Sinfonieorchester aus dem Osten der Stadt war dieses Ensemble mehrfach zu Gast bei der Salzburger Kulturvereinigung. Nach seiner Wirkungsstätte Konzerthaus umbenannt, spielte es am Mittwoch (4.2.) Beethoven und Schostakowitsch, dirigiert von Michael Sanderling.

Von Horst Reischenböck  

Sein Vater, der legendäre, 2012 im Alter von 99 Jahren verstorbene Kurt Sanderling, formte nach dem Mauerbau das Berliner Sinfonieorchester gleichsam aus dem Nichts und bescherte mit ihm Salzburg einst die grandiose Erstaufführung von Gustav Mahlers 9. Sinfonie. Von seiner langjährigen Tätigkeit zuvor bei der Leningrader Philharmonie stand er auch in engem persönlichen Kontakt mit Dmitri Schostakowitsch: vom Resultat zeugt beispielsweise eine legendäre Einspielung dessen Sinfonie Nr. 5 in d-Moll op. 47 mit dem jetzt Konzerthausorchester Berlin von 1982.

Seine drei Söhne haben auch dieselbe Karriere eingeschlagen. Thomas und Stefan waren hier bereits zu erleben, nun konnte man Michael Sanderling kennen lernen: Ebenfalls im Großen Festspielhaus, mit derselben Schostakowitsch-Sinfonie und vor einem logischerweise inzwischen stark verjüngten Orchester. Dieses ist ein wichtiges musikalisches Aushängeschild Berlins, neben dessen Philharmonikern oder dem gleichfalls dort beheimateten Deutschen Sinfonie-Orchester.

Die 60köpfige Streichergruppe unterstrich ihre klanglichen Meriten gleich im Einstieg in den Kopfsatz von Schostakowitschs Fünfter, ausgehend vom sonoren Bass-Unisono in feinst modelliert zarte Höhen. Michael Sanderling steuerte mit elektrisierender Zeichengebung stürmisch in den Konflikt des kämpferischen Geschwindmarsches der Durchführung hinein. Dem folgenden Scherzo (das eigentlich alles andere als ein solches ist) verlieh er übergrelle, sarkastische Züge, um sich und die ihm darin willig folgend, vor allem tonschönen Holzbläser dann genauso hingebungsvoll der tiefen Traurigkeit des Largo mit seinem dann erschütternden Ausbruch zu ergeben. Die Steigerungswellen des Finales wurden prächtig von Blech und Schlagwerk akzentuiert ausgespielt, dem inneren Programm entsprechend als emotional eher niederschmetternde „Bekrönung“, was Michael Sanderling und das Orchester mit der Zugabe von „Nimrod“ aus Edward Elgars Enigma-Variations op. 36 kalmierten. Zum Niederknien schön!

Vor der Pause galt der Einsatz Ludwig van Beethoven und dessen offiziell als Nr. 1 gereihtem C-Dur-Klavierkonzert op. 15 (weil eben vor dem in Wirklichkeit früher entstandenen B-Dur-Opus 19 veröffentlicht, dem wiederum schon zu Bonner Zeit ein Werk in Es-Dur WoO 4 vorangegangen war). Der ebenfalls aus Berlin stammende Martin Helmchen zauberte vom ersten Einsatz nach dem feurig marschartigen Allegro des Orchestertuttis elegant glasklare spielerische Frische aus dem Steinway, bis in den exponierten Spitzenton zur Reprise. Und vom intim modellierten Binnensatz ging es stracks furios in den spritzigen Dialog des Rondos, dem Helmchens Linke mitunter starke Akzente beimischte. Als Dank für die begeisterte Zustimmung versenkte er sich in danach dann noch ins Adagio aus Wolfgang Amadé Mozarts F-Dur-Sonate KV 332.

Heute, Donnerstag (5.2.) wird dasselbe Programm wiederholt. Am Freitag (6. 2.) folgt auf Ausschnitte aus Serge Prokofjews Ballett „Cinderella“ dessen 2. Klavierkonzert und die Sinfonie Nr. 104 von Joseph Haydn – www.kulturvereinigung.com
Bilder: Salzburger Kulturvereinigung

 

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