Liebe und Leben
KLANGREISEN IM SOLITÄR / LIEDERABEND MITTERHUBER
12/01/15 „Die alten Ritter konnten durchs Feuer gehen oder Drachen tot machen“, heutzutage könne man seiner Dame höchstens durch eingeschränkten Zigarrenkonsum huldigen, klagte Robert Schumann vor 177 Jahren in einem Brief an Clara. Bissig wird der humoristische Ton, wenn der - vom Schwiegervater in spe strikt abgelehnte Verehrer – sich als Held eines Kotzebue’schen Familienstücks bezeichnet.
Von Heidemarie Klabacher
Bewegend ist die Antwort Clara Wiecks an Robert Schumann vom 18. Jänner 1838. Der Himmel möge ihr verzeihen, sollte sie sich angesichts des starrsinnigen Vaters tatsächlich gezwungen sehen, durchzubrennen und ohne väterlichen Segen zu heiraten: „Verzeihen? Was ist denn mein Verbrechen…“
Nicht selten stören gelesene Texte in einem Liederabend nur. Stören Rhythmus und Fluss der Musik, verdoppeln den im Lied ohnehin transportierten Inhalt. Ganz anders war dies beim Liederabend „Robert und Clara Schumanns Widmung“ am Freitag (9.1.) im Solitär. Hier haben sich fünf klug ausgewählte Brief- und Tagebuchstellen mit fünf Blöcken ebenso klug ausgewählter Lieder von Robert und Clara Schumann zu einem bewegenden Doppel-Porträt und Bild einer komplexen Ehe innig verbunden.
Gestaltet haben den musikalisch wie dramaturgisch gleichermaßen qualitätvollen Abend die Sopranistin Sophie Mitterhuber, die Pianistin und renommierte Klavierbegleiterin Thérèse Lindquist und der Schauspielstudent am Mozarteum Niklas Maienschein.
Auf dem Programm standen Lieder aus dem Liederkreis op. 24, aus den Myrten op. 25, aus Robert und Claras gemeinsamen Zyklus Liebesfrühling op. 37 und aus Clara Schumanns Sechs Liedern op. 13. Dazu kamen Briefe aus der Zeit des Kampfes der jungen Leute gegen den sturen Friedrich Wieck, aus der Zeit der Hoffnung und des Glücks und der Krisen nach der Heirat und aus den Tagen der Krankheit, des Wahns und des Todes von Robert Schumann.
Sophie Mitterhuber hat mit größter Natürlichkeit, hervorragender Textdeutlichkeit und technischer Souveränität quasi einen „neuen“ in sich geschlossenen Schumann-Zyklus vor ihrer mit angehaltenem Atem lauschenden Zuhörerschaft aufgerollt. Die Sopranistin war eine Schülerin von Wolfgang Holzmair – und weiß jedem Vokal die richtige Färbung, jeder Betonung das richtige Gewicht, jeder Phrase sie richtige Spannung zu verleihen.
Wie aus einem gestalterischen Guss sang sie mit souveränem Vokal- und Lagenausgleich die vielgestaltigen Lieder - vom verhaltenen „Ich wandelte unter Bäumen mit meinem Gram allein“, über das heitere „Berg' und Burgen schaun herunter“ oder die strahlenden „Lieder der Braut“ bis hin zu den bewegenden großen Gesängen „Requiem“, „Der Himmel hat eine Thräne geweint“ und „Zum Schluss“.
Mit markanten aber immer fein abgestimmten Klavierfarben hat die Pianistin Thérèse Lindquist immer wieder aufhorchen lassen – und der Sängerin eine nuancenreiche Basis gegeben für wendig deklamierte Phrasen (Lieb Liebchen) und große Kantilene (Anfangs wollt ich fast verzagen). Niklas Maienschein hat klar und unprätentiös und mit feinem Timbre über der ruhig geführten Sprechstimme gelesen und mit seiner Rezitation einen wesentlichen Beitrag zu diesem bewegenden Liederabend geleistet. Ein Erlebnis.