„Neujahrstreffen“ der anderen Art
BLÄSERPHILHARMONIE / BENJAMIN SCHMID
07/01/15 Stradivari trifft auf Tuben und all die anderen andere Blasinstrumente: Benjamin Schmid war der Solist im Neujahrskonzert der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg unter Hansjörg Angerer, traditionellerweise am Dreikönigstag zur Mittagsstunde im Großen Festspielhaus.
Von Horst Reischenböck
In der Bläserphilharmonie finden immer wieder angesehene Musiker zusammen, um sich gegenseitig und ihre treuen Fans für Blasmusikprojekte zu begeistern. Instrumentalisten nicht selten, die international in Orchestern Spitzenpositionen bekleiden. Konzertmeister ist zum Beispiel der Soloklarinettist Wenzel Fuchs aus Reihen der Berliner Philharmoniker, und der Bogen reicht bis hin zum Paukisten Peter Sadlo. Hansjörg Angerer gelingen immer wieder interessante Werkkombinationen.
Albert Schwarzmann, der Fassungen von orchesterstücken umschreibt für Bläser, ist schon zum „Hausarrangeur“ geworden. So etwa des eigentlich allgemein bekannten Schönfeld-Marsch Carl Michael Ziehrers, dessen Adressat mit einer Engländerin verheiratet war. Das Stück war der Schmissige Auftakt eines Programms unter dem Titel „Wien trifft London“. In Franz von Suppés „Pique Dame“-Ouvertüre, dem später mit seinem Fatinitza-Marsch ein weiterer Programmpunkt zugebilligt wurde, wob Schwarzmann auch reizvoll akzentuierende Xylophonklänge ein. Vier Schmuckstücke aus Feder der „Sträuße“ garnierten Raritäten wie des Vaters March of the Royal Horse Guards oder des Sohnes Walzer „Erinnerungen an Covent Garden“. Auch Eric Coates „London Suite“ (deren ersten Satz man hörte) ist von diesem Ort inspiriert.
Benjamin Schmid hegt eine besondere Affinität zu Fritz Kreisler (beide zählen übrigens zu dem Kleeblatt an Violinvirtuosen, die Österreich in „Les grands violinistes du XX-eme siecle“ vertreten). Kreislers Concerto in one movement, eine freie Adaptierung der Orchesterbegleitung des Kopfsatzes von Niccolò Paganinis op. 6, hat Schmid schon wiederholt gespielt: 2001 nahm er es bereits erstmals zusammen mit dem Mozarteumorchester unter dem damaligen Chefdirigenten Hubert Soudant auf, zehn Jahre später bereicherte er damit das von Valery Gergiev geleitete Sommernachtkonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn.
Jetzt stellte sich Benjamin Schmid in den Dienst für die quasi Quadratur des Kreises, nämlich Albert Schwarzmanns Bearbeitung der Bearbeitung. Eine Fassung, die Schmids Stradivari über die Bläserformation leuchtend abstechen lässt. Nicht anders war es nach der Pause in der Uraufführung von „Valentina's Air – Ben's Jig“ von Florian Willeitner. Das tänzerisch beschwingte Stück, komponiert für den virtuosen Solisten, bietet ihm unter anderem Gelegenheit, reizvoll mit den Tuben zu korrespondieren. Schmid reichte als Zugabe Edward Elgars melodisches „Salut d'Amour“ nach, natürlich zur Begeisterung des Publikums.
Den zweiten, britisch dominierten Matinee-Teil leitete Musik von Gustav Holst ein. Mit den Suiten Opus 28 hat dieser selbst das Blasmusikrepertoire bereichert, gen au so überzeugte Albert Schwarzmanns Version der „Jupiter“-Episode aus den kurz danach entstandenen „Planeten“ op. 32. In Ralph Vaughan Williams „Greensleeves“-Fantasie faszinierte besonders der zauberhaft berührende Dialog von Soloflöte und Harfe. Gefolgt durch den Krönungsmarsch von William Walton, etwas redselig im Vergleich zu Elgars gleichfalls prachtvoll auftrumpfend genommen triumphaler Nr. 1 seiner „Pomp and Circumstance“ zum offiziellen Schluss. Der CD-Mitschnitt dieses Konzerts d nicht lange auf sich warten lassen!