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König schrecklicher Gewalten

DIALOGE / REQUIEM

08/12/14 Wie die „c-Moll Messe“ im Festspielsommer, muss das „Requiem“ im Festivalwinter erklingen: Bei beiden Mozart-Fixstartern ist das Ergebnis nicht selten das Produkt eher zufällig zusammen gewürfelter Dirigenten und Solisten. Ein strahlender Fixstern ist der Salzburger Bachchor.

Von Heidemarie Klabacher

„Das ewige Licht leuchte ihnen bei Deinen Heiligen in Ewigkeit…“ heißt es im Requiem. Nicht nur Mozart, Verdi und Co haben diese einzigartigen Verse in ihren Totenmessen vertont. Eine der strahlendsten Lux aeterna-Kompositionen stammt aus dem Jahre 1966 aus der Feder von György Ligeti.

Der Salzburger Bachchor hat mit dem Klangflächen-Klassiker des zeitgenössischen acaplla-Chorgesangs am Sonntag (7.12.) das letzte Dialoge-Konzert eröffnet. Aufgestellt haben sich die Sängerinnen und Sänger unterhalb der Längsbalkone entlang der Stuhlreihen im recht gut gefüllten Großen Saal. Dadurch herrschten eher „trockene“ und grundsätzlich andere akustische Verhältnisse, als in einer halligen Kirche. Selbst wenn die Ausführenden auf - statt unter - den Balkonen gestanden wären, wäre der Klangeindruck wahrscheinlich schon wieder ein völlig anderer gewesen. So jedenfalls haben sich die einzelnen Stimmen nicht zur gewohnten Klangfläche verwoben, sondern kamen quasi einzeln beim Zuhörer an: Eine durchaus reizvolle Variante.

Hatte man so doch einmal Gelegenheit, zumindest einige der in der Nähe erklingenden – in diesem Falle - Frauenstimmen in ihrer Klarheit, Sicherheit und überwältigenden Intonationssicherheit hautnah und beinahe solistisch zu erleben. Die Stimmen von weiter hinten und vor allem von der „anderen“ Seite des Saales waren immerhin hörbar. Ein wenig Klangfläche hat sich also hie und da durchaus entwickelt.

Peter Eötvös, Composer in Residence dieser Dialoge zum Thema „Wort“ hat 2011 Rainer Maria Rilkes großes Gedicht „Herbsttag“ für fünfstimmigen Mädchenchor a caplla vertont, ein Auftragswerk des Mädchenchores Hannover. Die Damen des Salzburger Bachchores – inzwischen samt Orchester, Solisten und Dirigent auf der Bühne aufgestellt – haben die klaren Rufe und reich schattierten schillernden Herbstklänge virtuos zur Wirkung gebracht.

Danach also Mozarts Requiem KV 626 - diesmal in der überaus hurtigen Lesart von Pablo Heras-Casado am Pult der Camerata Salzburg. Die Sequenz Dies irae riss in diesem Höllentempo con fuoco hinein in den Tag der Rache und des sich entzündenden Weltalls. Hexen auf Besen schien man auch flitzen zu sehen. Dass das Pandämonium dabei Struktur bewahrte und ein - freilich eher vergnüglich-rasantes als bedrohliches – Hörvergnügen bot, spricht für die gestalterische Kraft des Dirigenten. Im Offertorium „Domine Jesu Christe“ dagegen schien die wilde Jagd sich immer wieder mal selber überholen zu wollen. Das „Sanctus“ kamen mit der Kraft der in präziser Schlachtordnung aufgestellten Himmlischen Heere daher.

Die Camerata Salzburg ließ sich lustvoll mitreißen, behielt aber in der Lautstärke die Kontrolle über sich selbst. Das Bravo gilt den Vokalisten: Wie der Salzburger Bachchor mit den Koloraturen und Sprüngen der Chorfugen die Herausforderung der machomäßigen Tempo-Polzerei souverän lächelnd annehmen und in musikalische und strukturell immer noch nachvollziehbare Linien verwandeln konnte, das war schlicht bewundernswert.

Die Solisten getragen von den - bei aller Hektik - ruhe- und klangvoll strömenden Linien des Bassisten Andrè Schuen: der Tenor Julien Behr, die Altistin Ida Aldrian und die Sopranistin Kerstin Avemo.

Im Jahr 2015 werden die DIALOGE vom 25. bis 29. November stattfinden; das Programm wird im Juni vorgestellt.
Bild: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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