Mit Shakespeare in Love in Dänemark
MOZARTEUMORCHESTER / MICHAEL SCHØNWANDT
28/11/14 Nicht erst der Film hat sich mit „Shakespeare in Love“ dieses Poeten versichert. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte man den großen Dichter auf die Bühne: Bühnenmusiken von Friedrich Kuhlau.
Von Horst Reischenböck
Der mit Ludwig van Beethoven befreundete Friedrich Kuhlau ist heutzutage noch ob seiner Sonaten Flötisten und Pianisten geläufig. Der gebürtige Deutsche mutierte zum Nationalkomponisten seiner Wahlheimat Dänemark. Populär wurde er dort vor allem durch die Schauspielmusik zu Elverhøj, die König Frederik IX persönlich dirigierte. Michael Schønwandt hat alle Kuhlau-Ouvertüren eingespielt und animierte das willig folgende Mozarteumorchester dazu, den heuer zu feiern gewesenen William Shakespeare so quasi durchs Hintertürl auch ins Bewusstsein hiesiger Konzertbesucher schlüpfen zu lassen: im zweiten Donnerstagkonzert mit dem Mozarteumorchester.
Kuhlaus Bühnenmusik pendelt stilistisch zwischen klassischem Ernst und schwungvoller Romantik pendelnd, das Vorspiel wirkt ein wenig knallig. Darauf folgte als echter Knüller das Salzburg-Debüt des Cellisten Julian Steckel. Dem aus Pirmasens Gebürtigen, vor vier Jahren Gewinner des ARD-Wettbewerbs, folgt seinen Auftritten mittlerweile schon eine Schar Fans aus Rheinland-Pfalz. So auch diesmal.
Mit vollem Einsatz stiegt Steckel ein in das wirkungsvolle Erste Violoncellokonzert in a-Moll von Camille Saint-Saëns. Der virtuos anhebende Einsätzer fordert nicht nur den Solisten voll – der dänische Dirigent Michael Schønwandt ließ beflügelnd begleiten und drehte in den entsprechenden Tutti-Passagen das Tempo noch zusätzlich hoch. Julian Steckel nahm den Fehdehandschuh auf und beeindruckte vorerst durch stupende Fingerfertigkeit, um sich dann dazwischen tonschön verinnerlicht in lyrisch dazu kontrastierenden Passagen zu versenken. Damit bewies er zusätzlich, dass entsprechende Wirkung nicht unbedingt eines historischen Instruments bedarf: Urs W. Mädler baute ihm erst 2005 das unter seinen Händen grandios aufblühend Meistercello, auf dem Steckel dann noch im Alleingang augenzwinkernd Serge Prokofjews witzig kurzen Marsch für Kinder nachreichte.
Mit der Suite „Der Bürger als Edelmann“ op. 60, auch nicht allzu oft in Konzerten programmiert, verabschiedete dann das Mozarteumorchester nach der Pause den diesjährig dominierenden Jubilar Richard Strauss. Dieses sein Schmerzenskind durchlief mehrere Entstehungsphasen: Molierès Schauspiel wurde ursprünglich mit „Ariadne auf Naxos“ vorgesetzt und, in adaptierter Gestalt (so auch von den Festspielen 2012) wiederzubeleben versucht. Als Zwitter schon bei der Uraufführung nicht erfolgreich, schuf Hugo von Hofmannsthal eine weitere Bearbeitung, zu der Strauss seine Musik gleichfalls revidierte. Der Komponist war der Ansicht, es wäre schade, sie in Zukunft ungespielt zu lassen. So formte er daraus letztendlich die neun Sätze, die Ausführenden mannigfach Möglichkeit zur Zurschaustellung instrumentalen Könnens bieten. Spritzige Konzermeistersoli (Markus Tomasi) und köstlich ironisierend ausmalendes Blech wurden getoppt durch jubilierend zwitschernde Vogelstimmen des Flötisten Bernhard Krabatsch. Dazwischen sordinieren bedächtig verinnerlicht fast weihnachtliche Klänge und lassen das Ganze in der „komponierten Speisekarte“ des finalen Diners mit seinen Anklängen gipfeln.
Michael Schønwandts freundlich beflügelnde Hände kitzelten das Letzte an spielfreudigem Können aus dem Mozarteumorchester und wurde zusammen mit diesem gebührend und langanhaltend bedankt.
Bilder:
Bilder: www.rbartists.at/Hans van der Woerd (1); www.juliansteckel.com/Marco Borggreve (1)