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DIALOGE FESTIVAL / WORT
28/11/14 „Geschrieben steht: ‚Im Anfang war das Wort!‘ Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?“ Der gelehrte Doktor Faust kann das Wort „so hoch unmöglich schätzen“. Vielleicht hätte er es mit Musik versuchen sollen? Die Dialoge der Stiftung Mozarteum jedenfalls widmen sich von 2. bis 7. Dezember dem Thema „Wort“ und seinen vielfältigen Beziehungen zur Musik.
Von Heidemarie Klabacher
„Wenn wir bei den ‚Dialogen’ diesmal dem klingenden Wort, der Sprachmelodie und Lautmalerei folgen, dürfen wir uns getrost auf Mozart als Paten berufen: Seine Briefe sind ja gespickt mit Codewörtern, Spiegelschrift, originellen Reimen und Sprachspielereien, die sich von witzigen Querverweisen über derbe Zoten bis hin zu kindlicher Freude am Nonsens erstrecken – mitgespeist aus jener Kreativität, aus der er auch seine großartige Musik schöpfen konnte.“ Daran erinnert Matthas Schulz der kaufmännische Geschäftsführer und künstlerische Leiter der Stiftung Mozarteum. Und auch er stellt die zentrale Frage: „Das Wort: Kann es tatsächlich der Urgrund aller Dinge sein? Auch und gerade in der Musik? Wo übersetzt Musik das Wort in Klang? Und wo bleibt sie ganz autonom, auch wenn sie Text vertont?“
Dem Wort auf’s Maul schaut man bei diesen Dialogen mittels der Musik von Mozart, György Ligeti und Peter Eötvös. „Eine geradezu Mozart’sche Lust an Sinn und Unsinn beflügelte etwa György Ligeti, als er die wortlosunverständlichen, aber dennoch höchst ausdrucksvollen Laut-Texte zu seinen grandiosen Aventures und Nouvelles Aventures schrieb“, schildert Matthias Schulz die Werke, die auf dem Programm des Ensembes Musikfabrik stehen und unter der Leitung von Maxime Pascal bei Eröffnungskonzert am Mittwoch (3.12.) erklingen werden. „Niemand kann den Text verstehen. Selbst ich, der ich den Text geschrieben habe, kann ihn nicht verstehen. Die Komik ist immer da. Aber das Komische verschwindet allmählich und das Dunkle, das Schwarze wird stärker. Es gibt in den Aventures mehrere Schichten des Komischen, des Ängstlichen, des sehr Aggressiven, des Sentimentalen und des Erotischen…“ So der Komponist über seine eigene Dichtung.
„Die Kraft des zu Musik gewordenen oder mit Musik verknüpften Wortes“ erweise sich, so Matthias Schulz, „auch im Schaffen von Peter Eötvös“, etwa in dem Werk „Korrespondenz“.Hier hat der ungarische Komponist einzelne Stellen aus dem Briefwechsel zwischen Vater und Sohn Mozart im Rahmen eines Streichquartetts abgehandelt. Diese „Szenen für Streichquartett“ aus 1992 mit dem Titel „Korrespondenz“ werden vom Calder Quartett am Freitag (5.12.) gespielt. Das Eötvös-Stück „da capo“ für Cimbalon und Ensemle, ein Auftragswerk unter anderem der Stiftung Mozarteum, erlebt beim Eröffnungskonzert seine österreichische Erstaufführung durch das Ensemble Musikfabrik und Miklós Lukács.
Wie gewohnt, findet im Rahmen der Dezember-Dialoge eine Aufführung des Mozart Requiems – statt. Heuer dirigiert Pablo Heras-Casado die Camerata Salzburg. Der Salzburger Bachchor eröffnet den Abend mit György Ligetis „Lux aeterna“ für sechzehnstimmigen gemischten Chor a caplla, ein Chorklassiker aus 1966. Es folgt Peter Eötvös „Herbsttag“ aus 2011 für fünfstimmigen Mädchenchor a capella nach einem Gedicht von Rainer Maria Rilke. Ein Werk, in dem dem Wort gleich viel Gewicht zukommt, wie der Musik. Und bedrohlicher und zugleich tröstlicher hat wohl kein Komponist die Androhung der Hölle und die Verheißung der Erlösung auf Augen und Ohren gestellt, als Mozart in seinem Requiem.