Fest in italienischer Hand
BACHGESELLSCHAFT / CÄCILIENKONZERT
25/11/14 Man kann nicht genügend Fürsprecher haben. Die Bachgesellschaft widmete sich am Tag der Schutzpatronin der Musik dem auch in Salzburg geschätzten Brückenheiligen Nepomuk und stimmte danach in Gotteslob ein: Angefeuert durch La Divina Armonia unter der Leitung von Lorenzo Ghielmi.
Von Horst Reischenböck
Der Venezianer Antonio Caldara genoss im 18. Jahrhundert großes Ansehen. Ganz zu recht, wie die Qualität seines Oratoriums „San Giovanni Nepomuceno“ beweist – dessen Entstehen Salzburg die Ausweitung von Schloss Mirabell durch Lukas von Hildebrandt unter Fürsterzbischof Franz Anton Harrach verdankt. Dieser wiederum war mit Caldara bekannt und hat den Komponisten auch für lokale Opernprojekte, wie etwa zur Eröffnung des Heckentheaters, angeregt.
Für die Schlosskapelle Mirabell wiederum schuf der Italiener das kleine feine Opus um den in Prag in der Moldau ertränkten Heiligen Nepomuk. Das Werk steht ganz in der damals gepflegten Tradition: 15 Rezitative, in denen die Handlung vorangetrieben wird, mit nachfolgenden Arien, einem Duett und abschließendem Chor. Wobei Caldara wohl aus der Not des kleinen Sakralraumes eine noch heute zu bewundernde Tugend machte, indem er das instrumentale Aufgebot auf Streichquintett, Orgelpositiv und Cembalo beschränkte.
Vom Cembalo aus hat nun Lorenzo Ghielmi die Fäden gesponnen und intensive Akzente gesetzt. Klanglicher Höhepunkt war die Arie „All'invito di suono guerriero“. Hier wird die kämpferische Ambition von einem konzertierenden Clarino garniert: eine heikle Partie, ein virtuoses Beispiel für die hohe Trompetenkultur damals - und heute Wolfgang Gaisböck virtuos gespielt.
Auch im Vokalsbereich gab es Brillantes zu hören: Alice Rossi sang die Partie der Regina und nutze weidlich die darin gebotenen virtuose Koloraturmöglichkeiten in allen Register ihres Soprans. Diese Partie der Königin umfasst interessanterweise vier Arien. Konterkariert durch den fundamentalen Bass von Mauro Borgioni als der die Handlung vorantreibender eifersüchtig polternder König Wenzel. Er wird in seinen Emotionen vor allem von Cello, Violone und Orgel unterstützt. Einer der vielen Belege dafür, welch subtilen Klangfarben Caldara aus der minimal besetzten Begleitung zu zaubern wusste.
Der geschmeidige Altus Alex Potters sang den sich in sein Schicksal ergebenen Titelhelden, die Sopranistin Marcia Sachas den glockenhellen Engel. Nicht zu vergessen die dramatischen Ausbrüche von Virgil Hartingers Tenor als kommentierend ministrabler Kanzler.
Caldara eint mit seinem Landsmann Antonio Vivaldi Wien als Sterbeort. Um Gott zu loben mischte sich in dessen klangprächtiger zweiter Gloria-Vertonung RV 589 noch zusätzlich die von Philipp Wagner geblasene Barockoboe zu den Originalinstrumenten von La Divina Armonia. Das Ensemble machte seinem Namen alle Ehre machte. La Divina Armonia und das Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft wurden von Lorenzo Ghielmis plastisch formenden Händen zu bekrönendem Jubel angestachelt.