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Allerseelen ist nicht Pfingsten

GROSSES FESTSPIELHAUS / JUAN DIEGO FLOREZ / VINCENZO SCALERA

03/11/14 Den Großen Saal hätte es gesprengt. Im Großen Festspielhaus wirkte das Fähnlein der gefühlten sieben aufrechten Fans ein wenig verloren. Klein an der Zahl, groß in der Begeisterung hat das Publikum seinem Idol Juan Diego Flórez für seinen mitreißenden „französischen Abend“ begeistert gedankt.

Von Heidemarie Klabacher

Pfingsten 2014 bei der „Großen Rossini-Gala“ oder im verganenen Festspielsommer bei der konzertanten Donizetti-Favorita an der Seite von Elina Garanca, 2013 und 2012 im Haus für Mozart und 2009 im Großen Festspielhaus bei seinen Lieder- und Arienabenden gemeinsam mit seinem Begleiter Vincenzo Scalera oder 2002 beim Salzburg-Debüt in Rossinis „La Donna del Lago“ im „Kleinen Festspielhaus“ wird Juan Diego Flórez ein anderes „Salzburg“ erlebt haben, als zu Allerseelen 2014. Jedenfalls ein volleres Haus.

Am Sonntag (3.11.) im Großen Festspielhaus hat der peruanische Startenor, natürlich wieder zusammen mit Vincenzo Scalera am Klavier, sein „neues“ Repertoire - und damit auch seine erste diesem Repertoire gewidmete und bei Decca/Universal erschienene CD – präsentiert: „L’Amour“. Davon erzählen denn auch die Arien von Hector Berlioz, Jules Massenet, Léo Delibes, Charles Gounod oder Jaques Offenbach – zu denen sich einige Nummern von Rossini und wundersame Raritäen von Tosti gesellen durften.

Rossinis „Abschied von den Wienern“ muss wahrlich tränenreich ausgefallen sein: eine Beschwörung einer idealen Landschaft, eine Eloge auf einen wunderbaren Menschenschlag „so edel so ehrlich“ – und alles ganz ohne Ironie. Juan Diego Flórez beschwor mit überwältigend feinem und reichem Timbre die wispernden Lüfte (wohl der Donauauen) „wo die Nachtigall von Liebe singt“ und ließ mit delikater Zurückhaltung das „Crescendo von Seufzern“ auf der „Donau widerhallen“. Nur eines von den vielen faszinierenden „Kunststücken“, die von der überragenden Technik des peruanischen Tenors zeugen: der Sprung über die Lagen nach oben einem duftig locker und vollkommen aufblühenden Spitzenton im forte auf das Wort „risonar“, nach einem „piano-Sprung“ zwei Verszeilen vorher.

Ohne „Spitzentöne“ geht es nicht. Wahre „Fans“ - denen Kleinigkeiten wie wundersam weiches Timbre in ALLEN Lagen, bewegliche präzise Stimmführung, perfekte Phrasierung oder auch nur emotionale Gestaltungskraft nicht reichen oder nicht zu Ohren kommen – müssen ja was zum Bejubeln haben. Und Flórez hat an diesem Abend wahrlich nicht mit Spitzentönen gegeizt, hat etwa im „Zugabenblock“ an vierter Stelle noch den Tonio aus „La Fille du régiment“ mit seinen berühmten hohen Cs zu Wort kommen lassen.

Diese „Spitzentöne“ sind faszinierend strahlend im Klang, strömen vollkommen locker und selbstverständlich innerhalb der Phrasen. Glanzpunkte. - Auch wenn Juan Diego Flórez sich von Spitzentönen und Koloraturen einwenig zurückziehen und mit der französischen Oper und dem romantsischen Fach künftig neue Karriere-Akzente setzen will: Von einem „Neubeginn“ schreibt er gar im Programmheft-Vorwort.

Jedenfalls sind verhaltenere Nummern wie Francesco Paolo Tostis „Ideale“ oder „Parted“ (die auch beim Festspiel-Arienabend 2013 auf dem Programm standen) von irisierendem Schmelz. Gounods Cavatine „L'amour! - Ah! lève-toi, soleil!“ aus Roméo et Juliette (die Flórez im Festspielsommer 2012 gesungen hat) war eine vollkommene „Balkonszene“ – ganz ohne Balkon und Julia.

Juan Diego Flórez, Orchestra e Coro del Teatro Comunale di Bologna, Roberto Abbado: L’Amour. Decca/Universal - 0289 478 5948 2 CD DDD DH
Bild: juandiegoflorez.com / Decca / Josef Gallauer

 

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