Der „flow“ scheint zu stimmen
JAZZ & THE CITY
09/10/14 Dreitausend Karten sind schon online vergeben, freuen sich die Veranstalter. Das sind Zählkarten wohlgemerkt, weil die rund hundert Veranstaltungen von „Jazz & The City“ sind ja generell kostenlos zugäglich.
Von Reinhard Kriechbaum
Das herbstliche Festival „Jazz & The City“ dauert heuer von 22. bis 26. Oktober. Es sei, so der Salzburger Hotelier Andreas Gfrerer, für den Altstadtverband „ein Erfolgsprojekt“. Der „flow“ stimme – man wollte „etwas Flüssiges“, bei dem das Publikum das Gefühl habe, „nicht stundenlang im Konzertsaal eingesperrt zu sein“. So entspreche es dem Zeitgeist. Gerhard Eder, der das Festival mit gut hundert Veranstaltungen an vierzig Orten programmiert hat, rückt die Perspektive ein wenig zurecht: Es gebe sehr wohl auch „ruhige Inseln im flow“. Wenn man das Programmbuch mit seinen stattlichen 124 Seiten durchblättert, stimmt man Eder zu, wenn er sagt: „Jeder Besucher muss sich mit dem Programm auseinandersetzen.“ Das sei übrigens ohnedies eine Erfahrung der letzten Jahre: Die Leute, die im Altstadtverband ihre (Zähl-)Karten abholen, hätten sich immer schon vorab online ihre individuellen Hör-Routen zusammengestellt. 4.000 Karten gibt es übrigens online, das ist in etwa ein Drittel der aufgelegten Zählkarten. Vieles ikann man sich natürlich auch einfach so anhören.
„Jazz & The City“ findet zum 15. Mal statt. Beim Opening entführen Paolo Fresu, Omar Sosa und Trilok Gurtu mit ihrer Interpretation des Jazz nach Italien, Kuba und Indien. Die Israelin Ester Rada lässt ihre einzigartige Soulstimme hören. Weltenträumer dürfen sich auf den Auftritt von Karin Krog und John Surman am 23. Oktober freuen. Das Will Calhoun Trio mit Marc Cary & Charnett Moffett sind auch am 23. Oktober zu erleben, am 25. Oktober ist das Avishai Cohen Trio angekündigt. Hannes Löschl mit Phil Minton gibt sich in den Kavernen 1595 die Ehre. Ein weiteres Highlight an diesem Abend ist Bill Frisells „Guitar In The Space Age“.
„Music Meets Art“ heißt eine neue Themenreihe, die zu vier Konzerten im Rahmen des Jazz, World & Electronic Music Festivals in das Domquartier lädt. Michael Portal & Bojan Z aus Frankreich, Las Hermanas Caronni aus Argentinien und Frankreich, die Österreichischer Bartolomey & Bittmann und Ketil Bjørnstad & Svante Henryson aus Norwegen werden in den Prunkräumen der Residenz und in der Residenzgalerie auftreten. Sogar Improvisationen auf der Domorgel werden bei „Jazz & The City“ zu hören sein.
„Die weibliche Seite des Jazz“ habe man verstärkt, und zwar nicht nur, indem man auf Sängerinnen setzt, erklärt Gerhard Eder. So gehört die Bigband der 1984 geborenen Münchner Komponistin, Gitarristin und Sängerin Monika Roscher zu den ungewöhnlichsten Großformationen im gegenwärtigen Jazz. Die Rhythmen des schwarzen Kontinents bringt die aus Kamerun stammende studierte Biotechnikerin Kareyce Fotso am Mittwoch, 22. Oktober ins Afro Cafe. Ebenfalls afrikanische Wurzeln sind in dem genreüberschreitenden Sound der in Israel aufgewachsenen Ester Rada zu spüren. Ihre Kombination aus World-Jazz, Urban-Funk, Neo-Soul und R&B gemischt mit viel schwarzem Soul wartet auf die Besucher im zweiten Teil der Eröffnung im Republic. Mariamas familiäre Wurzeln liegen in Sierra Leone, Deutschland, Norwegen, Frankreich und Guinea. Kein Wunder, dass die Singer-Songwriterin mit der ausdrucksstarken, warmen Stimme sich von vielen Musiktraditionen angezogen fühlt. Mit Moh! Kouyaté, der der berühmten Tradition der Griot-Sänger entstammt, verbindet sie die Liebe zu den musikalischen Ursprüngen und die Neugier auf globale, aktuelle Sounds. Zu hören sind die beiden am Samstag, 25. Oktober im Afro Cafe.
In Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Salzburg lädt man in den Marmorsaal ins Schloss Mirabell. Am Samstag, 25. Oktober versuchen Maria Holzeis-Augustin und Viola Falb alias Kitsch & Glory eine kunstvolle und lebendige Gratwanderung zwischen verschiedenster Genres. Quasi zu einem Heimspiel lädt die Salzburgerin Mel Mayr am Donnerstag, 23. Oktober ins L9 im Gablerbräu. Ihre in Eigenregie 2008 veröffentlichte 5-Track-Debüt-EP „Changing“ brachte ihr eine Nominierung für den Amadeus-Award ein.
Die neue Themenreihe „The Art of Duos“ bildet den Rahmen für die Jazz & The City Konzerte im arthotel Blaue Gans. Didier Laloy am Akkordeon und Kathy Adam am Cello reisen aus Belgien an und bilden den Auftakt zur dieser neuen Reihe im ältesten Gasthaus Salzburgs. Sainkho Namchylak und Ned Rothenberg kommen aus denkbar entgegengesetzten Ecken der Welt - Tuwa im südlichen Teil von Sibirien und New York. In dieser Reihe treffen auch zwei Meister der Klarinette, Michel Portal und Louis Sclavis aufeinander.
Die vier Damen von Madame Baheux mit mitreißenden Folk-Songs aus Bulgarien, Serbien, Bosnien und Mazedonien sowie die Wiener Tschuschenkapelle sorgen für südosteuropäische Klänge – und zwar im neu eröffneten Sternbräu. Bereits zum vierten Mal bildet Jazz & The City auch den Rahmen für die Dance Night am Mittwoch, 22. Oktober. Bars und Clubs der Altstadt werden zur Bühne und laden zum ausgelassenen Feiern und Tanzen.
„Im Vordergrund des Festivals stehen vor allem das gemeinsame Konzerterleben und das Wohlgefühl bei erstklassigem Sound, tollem Bühnen- und Lichtdesign, guter Gastronomie, entspannenden Lounges und authentischen Locations“, so die Veranstalter. Zum Chillen spätabends oder in den frühen Morgenstunden sind die Lounges im Republic, im Restaurant m32 beim „Club der Träumer“ und „Herzenssache“ in den Kavernen 1595 gedacht. Zählkarten für die größeren Konzerte kann man am 17. und 18.10. beim Altstadtmarketing abholen.