Gelegenheiten und Abschiede
UNIVERSITÄT MOZARTEUM / KLANGREISEN
05/06/14„Gelegenheit macht Meisterwerke“, findet Mozarteums-Rektor Reinhart von Gutzeit und damit hat er Recht. Viele große Musik wäre nicht oder nicht so entstanden, hätten nicht Fürsten und die Kirche, private Clubs oder auch das Berliner Gaswerk Komponisten beauftragt, ihnen Werke zu schreiben.
Von Paul Kornbeck
Zu Beginn erklang Nali Grubers Stimme vom Band und erklärte, bei welcher Gelegenheit das Ensemble Modern als Jazzband zu hören war. Kurt Weills populärer Song „Berlin im Licht“ ist 1928 für eine gleichnamige Ausstellung des Gaswerks entstanden. Die so genannte „Unterhaltungsmusik“ böte zu diesem Thema noch Material für viele Abende, aber Gutzeit konzentrierte sich in der Folge doch auf die „Klassik“. Sieht man vom „Blues für Benny“ des Eduard Pütz einmal ab, den der Bratscher Peter Langgartner und der Pianist Gerhard Pirklbauer als hinreißendes Duo in bunten Hemden präsentierten.
Dieses letzte Konzert der „KlangReisen“ in der Saison 2014/15 war eines des Abschieds. Reinhart von Gutzeit hat das zu Beginn seiner Amtszeit bedenklich schlingernde Schiff Mozarteum auf sichere Fahrt gebracht, mit souveräner Diplomatie, uneitler Kompetenz und wissender Menschlichkeit. Eigenschaften, die auch seine klug pointierende Moderation auszeichneten. Für die Pension ist der 67jährige eigentlich noch viel zu jung, seine Wege werden ihn hoffentlich nicht nur gelegentlich an die Salzach führen.
Abschied vom künstlerischen Vizerektorat nimmt Lukas Hagen, der dem Haus natürlich erhalten bleiben wird und nach dem melancholischen Abgang im Finale von Haydns „Abschiedssymphonie“ gottlob noch oft aufs Podium des Solitärs zurückkehren wird. Und die von ihm phantasievoll programmierten „KlangReisen“ wird es ja weiterhin geben. Am Ende des Konzerts verabschiedete sich auch noch Josef Wallnig von der Leitung der Opernschule, die er wesentlich geprägt hat. Er dirigierte Mozarts köstliches „Bandl-Terzett“, in dem ein frisches Gesangstrio humorvoll agierte. Seine Emeritierung wird ihn sicher nicht von weiterer künstlerischer Arbeit abhalten.
Lehrende und Studierende musizierten an diesem Abend gemeinsam. Matthias Winckhler, Mozart-Preisträger, demnächst der Don Giovanni im Studio, bewies mit Schuberts „Sehnsucht“ seine große Lied-Begabung. Der Cembalist Florian Birsak und Musik von Johann Sebastian ist eine Paarung, die immer wieder Freude bereitet, so auch diesmal im 5. „Brandenburgischen“ und im Ricercar aus dem „Musikalischen Opfer“. Flötenmeister Michael Martin Kofler brillierte mit Bach und, atemberaubend und klangschön, mit Edgar Varèses Solo „Density 21,5“. Wolfgang Redik leitete mit Animo das junge Kammerorchester des Sándor Végh-Instituts. Thomas Riebl verzauberte und berührte mit Paul Hindemiths „Trauermusik“ für King George V.
Hindemiths köstlicher Brief an seinen Verleger – „Ich will mich jetzt auf Leichen spezialisieren, vielleicht gibt es noch mehr Gelegenheiten“ – erheiterte danach. Clemens Hagen schließlich betörte mit dem Celloschlager der Romantik, dem „Schwan“ von Saint-Saëns. Ein Universitätskonzert, wie es sein soll – lebendig, charmant, musikantisch und auf höchstem Wiedergabe-Niveau.