Bläserbelcanto mit Klavier
KONZERT / BLÄSERPHILHARMONIE
08/04/14 Die Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg kann nicht nur in voller Stärke auftrumpfen, sonder auch mit feinen Tönen entzücken. So geschehen bei einem Kammerkonzert jüngst im Solitär. Zu Mozart kam Richard Strauss, eine schlüssige Paarung.
Von Paul Kornbeck
Am Beginn musizierte Pavel Gililov, Klavierprofessor am Mozarteum, mit einem jungen Bläserquartett. Der ukrainische Pianist war einst der jüngste Dozent am Leningrader Konservatorium, ehe er 1978 in den Westen emigrierte und seine Karriere erfolgreich fortsetzte. Leider ist er in Salzburg nur recht selten am Podium zu erleben. In Mozarts Es-Dur-Quintett KV 452 war er der heimliche Dirigent, spielte mit souveräner Brillanz, aber auch exquisiter Nuancierungskunst und ließ der Musik ihren weiten Atem, ohne die vielen überraschenden Details des Stücks zu übersehen. Tonschön, merklich mit Freude und mit modernen Instrumenten agierten der Oboist Juan Carlos, der Klarinettist Miha Kosec, der Hornist David Fliri und die Fagottistin Miriam Kofler. Reife und Jugendlichkeit verbanden sich aufs Schönste. Und es muss ja nicht immer Originalklang sein.
Acht junge Damen und Herren gestalteten ohne Dirigent die Serenade KV 375, womit weiterhin die Bläsertonart Es-Dur herrschte. Mozarts Wiener Serenaden-Einstand ist ein höchst vergnügliches Namenstagsstück für die Schwägerin eines Hofmalers, wobei auch Mozarts eigener Namenstag eine Rolle spielte. Opernhafte Effekte, zarte Lyrismen und fröhliche Tanzlust zeichnen das Stück aus und all dies brachten die Musikerinnen und Musiker mit Verve und Präzision zur Geltung.
Nach der Pause erklomm Bläsermaestro Hansjörg Angerer persönlich das Podium, denn die 1. Sonatine für 16 Blasinstrumente „Aus der Werkstatt eines Invaliden“ von Richard Strauss benötigt viel Koordination, so altmeisterlich verquickt sind hier kunstvollster Kontrapunkt und harmonisches Dickicht. Angerer koordinierte aber nicht nur, sondern dröselte das alles mit Sorgfalt auf, ohne darüber die süffigen Qualitäten dieser späten Harmoniemusik zu vergessen. Man kann lange darüber diskutieren, warum und weshalb es Strauss 1943 möglich gewesen ist, Musik zu schreiben, die derart schönheitstrunken in die Vergangenheit eintaucht und alles Grauen damaliger Gegenwart negiert. Doch darf Musik ein Gegenbild sein, eine Vision einer anderen, lichten Welt. Sogar die Wehmut des alten Manns in Garmisch leuchtet abgehoben und in magischen Klangfarben. Die Kammerorchester-Formation der Bläserphilharmonie, unter anderem mit dem fabelhaften, reinstes geblasenes Belcanto verströmenden Solohornisten des Mozarteumorchester, Zoltan Macsai, brachte all dies perfekt zur Geltung. Zu weiteren Erkundungen der Literatur für kleinere Bläserensembles sei aufgefordert.