Von Todeskampf und Himmelsfreuden
KLAVIERZYKLUS HERBERT SCHUCH
21/03/14 „Vorahnung und Tod“ war der Titel des zweiten Konzerts im Schubert-Janacek-Klavierzyklus von Herbert Schuch: Nur scheinbar ein Kontrast zum Auftaktkonzert vor zwei Monaten, wo es sich noch um wesentlich angenehmere Motive wie Natur, Landschaft und „verwachsene Pfade“ ging.
Von Alicia Tuchel
Selbstverständlich bescherte der bereits zweimal mit dem „Echo Klassik“ ausgezeichnete Pianist auch unter diesen düster anmutenden Vorzeichen seinem Publikum ein wahres Klangerlebnis. Geschickt setzte Herbert Schuch die einzelnen Motive von Franz Schubert und Leos Janacek „in Szene“ - und hier kann man wirklich von einem Szenenspiel sprechen, so authentisch und intensiv vermittelte Schuch den Charakter der einzelnen Stücke. Da ist die Musik nicht einfach nur „laut“ und „leise“ oder „schnell“ und „langsam“: Hoffnungslose Verzweiflung stand lebensbejahendem Trotz gegenüber, kämpferischer Mut musste sich in traurige, dem Schicksal ergebene Resignation verwandeln.
Dies wurde besonders in Janaceks zweisätziger Sonata Nr. 1 deutlich, welche - betitelt mit „Vorahnung und Tod“ auch zum Thema des gesamten Konzertabends führte. Aber auch bei Schuberts Sonate a-Moll D784 und den „Drei Klavierstücken“ D 946 arbeitete der 34-jährige Künstler die klanglichen Gegensätze mit Präzision und Herzblut heraus.
Schuch gelang es, dem Zuhörer nicht nur die einzelnen Töne zuzuspielen, sondern gleichzeitig auch das jeweils damit auszudrückende Gefühl mitzuliefern. Das Publikum bekam den Eindruck, als wäre jeder Ton ein Wort und jede Sequenz ein Satz - und so erzählte der Pianist stumm und doch sprechend an diesem Abend eine leidenschaftliche Geschichte mit ganz ambivalenten Emotionen. Es war zu spüren, dass Komponist und Interpret nun mehr eins waren mit dem gemeinsamen Ziel, dem Auditorium ein Wechselspiel verschiedenster Klangfarben zu bieten.
Nachdem im ersten Teil des Konzerts das Subjekt seinem Leiden erlegen war, wurden im zweiten Teil sanftere Töne angeschlagen. Später kommentierte Schuch, dass man sich hier bereits im Himmel befand. Janaceks Stück „Gute Nacht“, dem Zyklus „Auf verwachsenem Pfade“ entnommen, wirkte wie ein Gruß aus dem Jenseits, der - freilich auf eine etwas impressionistische Art und Weise - sagen wollte, dass jetzt aller Kampf ein Ende hatte und schließlich die ersehnte Ruhe gekommen war.
Durch den nahtlosen Übergang zu Schuberts Sonate G-Dur D 894 fungierte das Stück gleichzeitig auch als Präludium, was aber nicht zu einem Bruch im Stil führte, sondern aufgrund der ähnlichen Klangsprachen der beiden Komponisten wie ein einziges Ganzes wirkte. Das begeisterte Publikum konnte sich schließlich noch zwei Zugaben erklatschen.
In Zugabe Nummer 1 stellte Schuch eine eigene Variation des bekannten „Türkischen Marschs“ von Mozart vor, welche durch ihren lustvollen, verspielten Schwung einen klaren Gegensatz zum eher ernsten Abend bildete. War Zugabe Nummer 2 - ein ruhiges, langsames Motiv angesiedelt eher im tieferen Register - ein „Gute-Nacht-Gruß“ des Künstlers an das Publikum?