So also klingt Norwegen
SOLITÄR / ENGEGARD QUARTET
13/03/14 „It´s a dangerous world out there. You might bump into some wolves.” So kündigte Juliet Jopling, die einzige Dame des norwegischen Engegard Quartets, mit einem amüsierten Lächeln eines der Stücke an. Und tatsächlich – die Wölfe heulten...
Von Alicia Tuchel
Während die beiden Violinen (Arvid Engegard, Alex Robson) für eine etwas mystisch vernebelte Waldstimmung sorgten, ertönten vom Cello (Jan Clemens Carlsen) und der Viola (Juliet Jopling) immer wieder Wolfsrufe, die verblüffend wirklichkeitsnah und das Publikum eben in eine andere Welt versetzten - nämlich in den geheimnisvollen Norden. - Das Konzert im Solitär der Universität Mozarteum am Mittwochabend (12.3.) machte also seinem Titel „Mystisches Norwegen“ alle Ehre. Das außergewöhnliche Quartett, welches sich nach dem Ersten Geiger Arvid Engegard benennt, entführte das Publikum in die einzigartige Musik norwegischer Komponisten und traditioneller Volksweisen, wobei das Element des Geheimnisvollen und Mystischen immer wieder eine Rolle spielte.
Sie stand zwar nicht auf dem Programmzettel, aber die Violinromanze von dem Norweger Johan Svendsen dürfe an einem solchen Abend nicht fehlen, versicherte Juliet Jopling. An der inbrünstigen Spielweise wurde schnell deutlich, dass das Ensemble in der gespielten Musik lebt und sich selbst auch als Teil dieser Melodien, dieser Kultur begreift. Anschließend stellte sich der besondere Gast des Abends Nils Økland vor, der ein ebenso besonderes Instrument vorführte: die Hardanger-Fidel. Um dem Publikum die traditionelle Spielweise und den einzigartigen Klang des norwegischen Nationalinstruments möglichst originalgetreu und ungeschminkt nahe zu bringen, spielte er solistisch (nur von seinem den Rhythmus schlagenden Fuß begleitet) ein kurzes Folk-Intro, bevor er leiser werdend in Richtung Tür verschwand und das Quartett mit dem offiziellen Programm des Abends begann. Dazu gehörten das Streichquartett Nr. 1 g-Moll von Edvard Grieg und ein Quintett von Johan Kvandal, bei dem sich die Hardanger-Fidel zu den anderen vier Instrumentalisten dazugesellte.
Es war überwältigend, wie vielseitig sich das Ensemble zeigte: Mal ernst - mal lustig, mal mitreißend und stürmisch, mal beruhigend und sehnsuchtsvoll. Die Musiker konnten den Saal zum Beben bringen, aber auch Töne erzeugen, die nur noch einem Windhauch glichen und im Nichts verliefen. Der zweite Teil des Abends bot dem Publikum einige Überraschungen, war er doch nur mit dem Titel „Norwegische Volksmusik“ versehen. Doch auch hier begeisterte das Ensemble mit seiner Vielseitigkeit und Dynamik. Ob stehend oder sitzend, mit oder ohne Hardanger-Fidel, hier wurde dem Publikum in vier Stücken die Bandbreite nordischer Volksweisen nahegebracht. Dazu gehörten u.a. eine Polka, ein finnischer Tango und eine Joik-Suite aus Lappland. Die Musiker spielten all das alle auswendig, stehend und dem Publikum zugewandt. Die eingängigen, tänzerischen Rhythmen brachten nicht nur die Instrumentalisten auf der Bühne in Bewegung, sondern auch die Zuhörer in freudige Stimmung und helle Begeisterung. Der kräftige Applaus bescherte schließlich noch eine Zugabe, die mit einem sehnsuchtsvollen, langsamen Motiv für einen angenehmen träumerischen Ausklang des Abends sorgte. Bunt, vielseitig, rhythmisch, geheimnisvoll - so also klingt also Norwegen!