Die Großen und die Jungen
SALZBURGER JAZZ-HERBST 2011
24/10/11 „Wenn Frank Sinatra noch leben würde“, so Jazz-Herbst-Leiter Johannes Kunz, „würde ich ihn engagieren.“ So wird Sinatra eben zugespielt, damit der Entertainer Paul Anka mit Sinatra im Großen Festspielhaus „My Way“ singen kann. Sammy Davies jr. wird überhaupt auf Video dabei sein.
Von Heidemarie Klabacher
„Paul Anka ist kein Jazzsänger, aber er singt trotzdem bei allen wichtigen Jazzfestivals der Welt.“ Also auch beim Salzburger Jazz-Herbst. „Das Publikum ist unser Hauptverbündeter“, sagt Johnnes Kunz. „Was wir in Salzburg finanzieren können, machen wir hier, das andere, woanders.“
Das rege Publikumsinteresse zieht denn auch Jahr für Jahr die Bereitschaft namhafter Sponsoren nach sich, in die Bresche zu springen. So sei der Jazz-Herbst eines der wenigen Festivals dieser Größenordung, das zum weitaus überwiegenden Teil privat finanziert werde: Gerade 15 Prozent des eine Million Euro umfassenden Budgets steuere die öffentliche Hand bei, so Johannes Kunz heute Montag (24.10.) bei der Pressekonferenz zur Eröffnung des Festivals.
Die Stadt Salzburg hat ihre Subvention endgültig gestrichen. Auswirkungen auf den Salzburger Jazz-Herbst laut Johannes Kunz: „Keine.“ Der Jazz-Herbst habe im Vorjahr ebenso positiv bilanziert, wie in den Jahren davor, die nächsten Jahre seien gesichert. Immer wieder soll es ja Probleme etwa mit den Mietzahlungen für das Kongresshaus gegeben haben. Ihm sei nicht bekannt, so der Intendant, dass in Salzburg irgend eine Rechnung von vergangen Festivals noch offen sei.
Auch beim 16. Salzburger Jazz-Herbst setzt Johannes Kunz auf die bewährte Mischung zwischen Mainstream und (vorsichtigem) Experiment. Vom 25. Oktober bis 6. November findet der Jazz-Herbst an den verschiedensten Spielorten statt. „Der Erfolg liegt in der Mischung“, habe man ihm in Fachkreisen bescheinigt, so Kunz: „Wir versuchen Künstler zu bekommen, die ein breites Publikum ansprechen, die dann im Großen Festspielhaus auftreten, wie heuer etwa Paul Anka oder Dionne Warwick“.
Andere Künstler aus Randbereichen sprechen dagegen ein Spezialpublikum an und „passen von Haus aus mit ihrer Musik in einen Jazzkeller“ oder sonst in einen kleineren Saal: wie etwa Heinrich von Kalnein & Kahiba mit „Global Dialects“. Sie werden heuer im ORF-Publikumsstudio auftreten, das sich, so Johannes Kunz, „gut für Experimentelles eignet“. Oder der junge Soulsänger Ryan Shaw, der im Oval im Europark gastieren wird. Weitere „Junge“ in diesem Jahr sind die beiden Pianisten Vijay Iyer und die exzentrische Japanerin Hiromi, die jeweils mit ihren Trios kommen, oder die Saxophonistin Tia Fuller mit ihrem Quartett. Der Saxophonist Miguel Zenón, der in der Stiegl-Brauwelt gastiert, zählt dagegen schon zu den Etablierten.
Eine Besonderheit: Der Auftritt des Charles Lloyd Quartet, bei dem der junge vielfach ausgezeichnete Jazzpianist Jason Moran dem legendären Saxophonisten Charles Lloyd begegnen wird.