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Entsetzlicher Lärm

STIFTUNG / MOZARTEUM ORCHESTER

14/10/11 Entsetzt war Benjamin Britten 1932 anlässlich einer Probe seines offiziellen Opus 1 in der von ihm selbst verfassten Orchesterversion durch Studenten. Notiz in seinem Tagebuch: „Ich habe noch nie einen so entsetzlichen Lärm gehört.“

Von Horst Reischenböck

altAuch die, mutmaßlich durch Arnold Schönbergs Erste Kammersinfonie, klanglich eindeutig auch von Igor Strawinskys „Geschichte des Soldaten“ beeinflusste Kammerfassung für zehn Instrumente genügt vollends, die Raumakustik fortissimo auszureizen, zumal wenn die Sinfonietta so eindringlich beherzt von Bläser- und Streichquintett (mit Konzertmeister Frank Stadler an der Spitze) ausgekostet wird, bis in die schwungvoll abschließende Tarantella hinein.

Ivor Bolton dirigierte am Donnerstag (13.10.) die Salzburger Erstaufführung des Werks. Das Mozarteumorchester hat sich in dieser Saison für seinen Donnerstag-Zyklus Benjamin Britten, vor allem aber Franz Schubert auf die Fahnen geheftet.

Vom eröffnenden Werk  des zweiten „Orpheus Britannicus“ (nach Henri Purcell) war der Sprung zurück zu Ludwig van Beethoven schlüssig. Dessen Viertes Klavierkonzert wird manchmal auch als „Orpheus-Klavierkonzert“ bezeichnet, wegen Beethovens Beschäftigung mit Ovids Metamorphosen.

Nach dem ersten „Anstimmen der Leier“ ließ die russische Pianistin Elena Bashkirova keinen Zweifel darüber aufkommen, dass es sich beim G-Dur-Opus 58 um eine an Konflikten reiche, gar nicht so elysische Geschichte handelt. Schon im Kopfsatz maß sie am Steinway ihrer rechten Hand dermaßen Gewicht bei, wie es ein Flügel zu des Komponisten Zeiten kaum überstanden hätte. Allein nach der rezitativen Auseinandersetzung mit den Mächten der Unterwelt akzentuierte sie das Andante zurückhaltender, entsprechend verinnerlicht, fast klagend lyrisch (leider war ausgerechnet dieser Abschnitt durch störende Huster „garniert“). In die finale Auseinandersetzung stiegt Elena Bashkirova wieder sehnig, sozusagen maskulin kraftvoll ein. Sie wurde vom Orchester nervig ausdrucksstark, mit wenig Streichervibrato unterstützt.

Franz Schuberts so genannte „Unvollendete“ in h-Moll basiert laut Nikolaus Harnoncourt auch auf einem literarischem Vorbild, nämlich seiner eigenen Traumerzählung von 1822. Harnoncourt fügte seinerzeit der CD-Aufnahme unter anderem auch die tänzelnde Zwischenaktmusik Nr. 1für Helmine von Chézys erfolgloses Schauspiel „Rosamunde, Fürstin von Cypern“ hinzu. Das Stück fußt möglicherweise auf Material, das Schubert für den nie geschriebenen vierten Satz erdachte. Ein Hinweis darauf wären die von Schubert sonst nie, nur hier und in der „Unvollendeten“ vorgeschriebenen drei Posaunen.

Erhaltene Skizzen eines Scherzos vervollständigte schon Florian Hollard. Hier erklangen sie gleichfalls als Premiere in der einst durch Sir Neville Marriner eingespielten Fassung von Brian Newbould. Aber so vollendet die „Unvollendete“ diesmal war: Nach dem zügig durchmessen Vorangegangenem war trotz allem Bemühen der Beteiligten doch ein Spannungsabfall zu verzeichnen. Schubert mag das auch schon so vorausgeahnt haben.

Bild: www.opus3artists.com

 

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