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Mit Pauken, Trompeten und Haarpinsel

MOZARTEUMORCHESTER / SONNTAGSMATINEE

04/10/11 Sie begeistern und überraschen - besonders unter der Leitung ihres Chefdirigenten Ivor Bolton - ja regelmäßig und immer wieder. Aber sooo hat man die Damen und Herren des Mozarteumorchesters noch nicht erlebt, wie bei der ersten Sonntagsmatinee der neuen Spielzeit im Großen Festspielhaus.

Von Heidemarie Klabacher

Vergleiche haben Künstler meist ja nicht so gern - aber diese „Siebte“ Beethoven haben sie gespielt, als ob die wildesten Gründungsmitglieder von „Il Giardino Armonico“ sich mit der „Deutschen Kammerphilharmonie Bremen“ vereinigt und - über der Bühne schwebend - die Mozartexegeten von der Salzach zum Raketen-Abschuss herausgefordert hätten.

Im Stehen übrigens - was den „Vergleich“ mit Originalklangensembles schon optisch nahe gelegt hat. Auch waren an den Blechbläser-Pulten „Alte“ Instrumente im Einsatz, die quasi von vorn herein eine ganz charakteristische Klang-Basis legen. Wenn sie dann auch noch von solchen Virtuosen gespielt werden, die scheinbar keine technischen Grenzen kennen, verleiht der markante Sound der Dynamik zusätzlich Flügel.

Die Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 von Ludwig van Beethoven gehört nicht zu den selten gespielten Werken. Dennoch hat die berufsmäßige Konzertgängerin eine solch mitreißende und spannungsgeladene - ur-musikantische - Wiedergabe noch nicht gehört.

Wie grandios aufgebaut waren die Crescendi im ersten Satz: die vom feinsten Piano bis zum kraftvollsten Forte von der gleichen Spannung getragen waren, nicht nur „lauter“, sondern auch - und vor allem - immer dynamischer wurden. Der markante Grundrhythmus im zweiten Satz wurde von den tiefen Streichern unerbittlich durchgezogen, während zugleich jeder einzelne, der sich ständig wiederholenden Töne plastisch und lebendig durchgeformt klang.

Das choralartige Trio im dritten Satz entwickelte sich vom schlichten Lied zur mächtigen Hymne - die zurückstürzte ins Presto, das sich selbst inzwischen vom fröhlichen tänzelnden zum gefährlich irrlichterndem Reigen verwandelt hatte. Und erst der vierte Satz Allegro: An den mächtigen Donner der Pauke, der mit leisem Grollen aus der Ferne herangezogen kam, wird man sich noch lange erinnern.

Jetzt aber zu Angelika Kirchschlager, die im ersten Teil der Matinee in die traumverlorenen Bilder von Hector Berlioz’ „Les nuits d’éte“ hineingeführt hat, wie eine Fee ins Märchenreich. Auf Händen getragen vom Mozarteumorchester unter Ivor Bolten, das die feinen flirrenden Klänge mit feinstem Pinsel so zauberisch fein gemalt hat, dass der Unterschied zum darauf folgenden „auf die Pauke hauen“ noch immer Staunen macht.

In einer schlichten, eher lied- als opernhaften sängerischen Grundhaltung hat die Mezzo-Sopranistin große klare Linien strömen lassen, im Klang vielfarbig und brillant gestaltet. Zum Weinen schön: das Ersterben des „Geistes der Rose“, der nach einer Nacht am Ballkleid der Schönen und stolz verhaucht, oder der elegische Refrain „Oh kehr’ zurück, du meine Wonne“ im Lied „Abwesenheit“.




 

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