Umlagert die Tische
HAYDN-WOCHE / GEBURTSTAGSFEIER
16/09/11 Nächstes Jahr steht der 275. Geburtstag des „Salzburger Haydn“ - Johann Michael Haydn - ins Haus. Einen Vorgeschmack darauf gaben das Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft und der Pianist Wolfgang Brunner im Abteisaal des Klosters St. Peter.
Von Horst Reischenböck
Es war eine „Stehparty“ am Geburtstag Michael Haydns - dem 14. September - im Abteisaal des Klosters St. Peter, unter den Augen der Porträts der Fürsterzbischöfe Salzburgs. „Umlagert die Tische“ lautete vorerst der vokale a-capella-Toast. Es folgte das „Lob des Gesanges“ - macht doch Singen „fröhlich, gesellig und gut“. Hundert Gäste waren der der Einladung gefolgt, bei der Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer dem Alt-Erzabt von St. Peter, Pater Edmund Wagenhofer, die Urkunde zum Ehrenmitglied der Michael-Haydn-Gesellschaft überreichte.
Musikalisch begleitet und wurde die ur-salzburgische Festivität von Wolfgang Brunner, der im „Gobelin-Zimmer“ hinter dem Abteisaal (geschmückt mit Tapiserien aus Wolf Dietrichs Zeiten) auf den Lauberger & Gloss-Stutzflügel von 1930 spielte. Nicht nur Michael sondern auch Joseph Haydn stand auf dem Programm: Brunner zeigte etwa anhand des Finales der Sonate D-Dur Hob. XVI:37,dass sich deren musikalische Rhetorik nicht nur auf dem Cembalo, sondern genauso pointiert auch auf dem „modernen“ Flügel mittels Wiener Mechanik verwirklichen lässt.
Das Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft sang Lieder voll Jux und Tollerei: Miniaturen, die allesamt ohne Auftrag entstanden sind, was Joseph Haydns merkantil ausgerichteter Produktion außergewöhnlich ist. Zunächst etwa die amüsante stumm endende „Beredsamkeit“. Die witzige „Frauentreue“ und die an Ratschlägen volle „Harmonie in der Ehe“. Zwei der für Gottfried von Jacquin zu Wien entstandenen Notturni von Wolfgang Mozart wurden unter Leitung Albert Hartingers ebenso engagiert gereicht.
Michael Haydn selbst war durch seine Männerquartette „Aufs Land“ und „An den Hain von Aigen“ vertreten. Letzteres wurde - mutmaßlich als Weltpremiere - durch „Frauenzimmer“ interpretiert. Natürlich nicht fehlen durfte das - ursprünglich vom damaligen Abt mit intoniert - Loblied auf den „Peterwein“, der auch anno 2011 lebhaften Zuspruch fand.
Tags darauf am Donnerstag (15.9.) erklang im Michael Haydn Museum das - ob seines Variationensatzes „Kaiserquartett“ genannte - Streichquartett Quartett C-Dur Hob. III:77: So intim, so durchsichtig spielte die „Capella Graziosa“ das berühmte Werk, dass Joseph Haydn sicher seine Freude daran gehabt hätte. Den hätte auch gefreut, dass seines Vorgängers am Hof der Esterházys - Gregor Joseph Werner - gedacht wurde: Mit, passend zu Michaels Geburtstag, dem Stück „September“ aus der Sammlung „Neuer und sehr curios-Musicalischer INSTRUMENTAL-Calender“. Das Stück erklang in der Minimalbesetzung mit zwei Violinen (Hildrun Haberl und Barbara Berger), Cello (Angelika Hörtler) und Cembalo (Constantin Stimmer) - schwungvoll exekutiert.
Für Michael Haydns frühes Divertimento C-Dur MH 27 trat Felicitas Speer mit der Viola zur Gruppe, die am thematischen Geschehen entscheidend beteiligt ist. Einmal mehr war zu erleben, wie Michael Haydn die Viola schon in seiner Jugend schätzte. Constantin Stimmer spielte Mozarts letzte Kirchensonate KV 366d virtuos silbern schimmernd.