Antonio Janigro zu Ehren
SOMMERAKADEMIE MOZARTEUM / JULIUS BERGER
27/07/11 Ein Dozentenkonzert der besonderen Art: Der Cellist Julius Berger erinnerte zusammen mit Monica Cattarossi erinnerte am Dienstag (26. 7.) im Solitär an seinen hiesigen Lehrer Antonio Janigro, dem er dann später selbst bei der Internationalen Sommerakademie assistierte.
Von Horst Reischenböck
1989 starb der gebürtige Mailänder in seiner Vaterstadt. Nahezu vergessen, weil auch von der Camerata verdrängend übergangen: nach dem Ableben von Bernhard Paumgartner, dessen Todestag sich übrigens heute jährt, war es Antonio Janigro, der das Orchester einige Jahre weiter betreuend führte. Als Dozent im Sommer wiederum betreute er etliche mittlerweile weltberühmte Nachfolger im Fach wie beispielsweise Thomas Demenga oder Antonio Meneses. Und Julius Berger, der sein Programm ausschließlich Werken widmete, zu denen Janigro ein besonderes Verhältnis besaß.
Janigro pflegte auch Kontakte zu Komponisten, etwa zu Dmitri Schostakowitsch, mit dem er befreundet war. Dessen einzig erhalten gebliebene d-Moll-Cellosonate, op. 11 (das Manuskript des dreiteiligen Opus 9 ist verloren), zugleich das erste Kammermusikwerk, mit dem er im Ausland bekannt wurde, bildete denn auch den abschließenden Höhepunkt. In originaler Erstgestalt, deren erste beide Teile noch gemäßigt mit Moderato (und con moto) anstelle der späteren Tempoangaben Allegro non troppo überschrieben sind.
Julius Berger stand zu seiner legendären Einspielung aller Konzerte von Luigi Boccherini einst dessen eigenes Stradivari-Cello von 1709 zur Verfügung. Hier nun demonstrierte er auf dem „König Charles IX.“, einem der ältesten erhalten gebliebenen Instrumente der Welt, 1566 von Andrea Amati gebaut. Schostakowitsch verband im Kopfsatz der Sonate Ernst und Freude, die dann in einen Trauermarsch umkippt. Auch die Ironie des an die zeitgleich entstandene Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ erinnernden „Totentanzes“ (Satz zwei) verfehlte - entsprechend langsamer, gleichwohl aber absolut nicht beruhigter genommen - nichts an Wirkung. Zum anschließend pathetisch breiten Largo, in dem sich schon die späteren analogen Sinfoniesätze ankündigen, kontrastiert der karikierende Sarkasmus des Finales, in dem Berger und seine kongeniale Partnerin am Steinway nochmals Funken stiebend alle Register zogen. Begeisternd, und zu Recht danach entsprechend lang anhaltend bedankt.
Vor der Pause assistierte zunächst Monica Cattarossi Bergers eigener Adaption eines von Ludwig van Beethoven für Mandoline und Klavier geschriebenen Adagio ma non troppo WoO 43b. Nahtlos angefügt wurden Anton Weberns selten zu hörenden Drei Stücke op. 11. Angeblich wollte sie Webern auch 25 Jahre nach ihrem Entstehen eher nicht aufgeführt wissen: „Nicht, weil ich sie nicht gut finde. Aber sie würden ja nur ganz missverstanden.“ Heute, wie bewiesen, ist das wohl keine Frage mehr. Stimmungsmäßig wirkten diese Aphorismen wie Präludien, um dadurch geschärft die Aufmerksamkeit dann entsprechend ganz lyrisch vertieft auf Franz Schuberts bekannte Arpeggione-Sonate in a-Moll D 821 zu lenken. Schlicht ein Genuss!