Klingende Antiquität
STIFTUNG MOZARTEUM / GRAF-FLÜGEL
25/07/11 Wie berichtet, schlummerte am Dachboden des „Mozarthauses“ in der Schwarzstraße ein Klavier von Conrad Graf. Robert Levin hat es entdeckt - und am Freitag (22.7.) war es erstmals nach der Restaurierung im Wiener Saal zu hören - sehr passend, dort passend zur Akustik ein eben „Wiener Instrument“ zu hören.Von Horst Reischenböck
Der amerikanische Musikwissenschafter und Pianist, der sich nicht zuletzt um Mozart-Fragmente Verdienste erwarb, wollte damit auch eine Dankesschuld jener Institution gegenüber abstatten, die es ihm ermöglichte, auf Wolfgangs eigenem Hammerklavier zu musizieren und Konzerte einzuspielen.
Auch Ludwig van Beethoven besaß als mutmaßlich letztes Instrument und Geschenk einen Flügel aus der Manufaktur von Conrad Graf. Auch sein Flügel hatte sechseinhalb Oktaven Tonumfang (so wie der Stiftungs-Flügel), und davon angeregt komponierte er nochmals neue, eben die späten Sonaten.
Hier wurde der Flügel vorerst einmal als kammermusikalischer Partner vorgestellt, Levin musizierte mit Alexander Janiczek, Violine, und dem englischen Cellisten David Watkin. Zwei Klaviertrios also. Felix Mendelssohns zweites, dramatischeres c-Moll-Werk op. 66 ist durchaus nicht dazu angetan, bloß als „Einspielstück“ zu fungieren. In der Pause war es wegen des Holzrahmens und der ansteigenden Raumtemperatur notwendig, das Instrument nachzustimmen - für das fast symphonisch ausladend letzte Trio von Franz Schubert in Es-Dur op. 100 resp. D 929 aus dessen Todesjahr.
Gerade an diesem Stück bewiesen sich die Vorzüge von Grafs einstiger Klavierbauerkunst. Vor allem wegen seiner einem modernen Instrument gegenüber wesentlich obertonreicheren Palette und Verschiedenartigkeit an Registern. So reizte Robert Levin schon im eröffnenden Allegro gelegentlich den sonor kräftigen Bass im Kontrast zur vielleicht eher etwas kühl klaren Mittellage voll aus, wogegen im c-Moll-Andante zum Thema des schwedischen Volkslieds „Die Sonne geht unter“ (das Schubert ein Jahr zuvor vom Tenor Isaak Albert Berg gesungen hörte) der hohe Diskant fast an Harfen- oder auch Xylophonklänge erinnerte. Im As-Dur-Trio des Scherzos dünkte vor allem Alexander Janiczeks vibratolos vehementes Engagement auf der Geige fast schon wie eine Vorwegnahme Gustav Mahlers.
Lebhafter, anhaltender Beifall dankte für den begeisternden Einsatz. Bleibt abzuwarten, wie sich Grafs Klavier einmal im Alleingang unter Händen eines Spezialisten bewähren wird. Robert Levins Auflage war und ist es ja, dass das Instrument nun auch weiterhin gespielt werde.