Neue Bachverläufe
SALZBURGER BACHGESELLSCHAFT / HINTERGRUND / NEUE SAISON
21/06/11 „Die Reihe ‚Musik für junge Leute’ erreicht vor allem Kinder, die meist selber ein Instrument spielen und ohnehin aus einem Musik interessierten Elternhaus stammen“, sagt Albert Hartinger. Eine Schulpartnerschaft der Bachgesellschaft mit der „Neuen Mittelschule Liefering“ spricht nun auch Kinder aus musik- bzw. bildungsferneren Familien an.
Von Heidemarie Klabacher
„Hopkinson Smith hat spontan ein Lautenkonzert in der Schule gegeben. Das hat Folgen gehabt“, berichtete Albert Hartinger heute Dienstag (21.6.) beim Pressegespräch der Salzburger Bachgesellschaft. „Seither singen und musizieren Studierende des Mozarteums mit den Schülerinnen und Schülern einer ersten und einer zweiten Klasse.“ Man habe Ende Mai bereits das Schulfest in der Neuen Mittelschule Liefering musikalisch mitgestaltet, ein weiterer Auftritt stehe bei der Eröffnung der „Kinderstadt“ bevor. Eine Arbeit also in einem Stadtteil mit einem hohen Bevölkerungsanteil mit Migrations-Hintergrund. Ziel des Projektes sei es, so Albert Hartinger, die Kinder zum aktiven Singen, Musizieren und zur Auseinandersetzung mit Musik mit künstlerischem Anspruch anzuregen. „Anfangs haben sie sich nicht recht getraut. Aber inzwischen wissen sie es zu schätzen, dass da eigens wer von außerhalb der Schule zu ihnen in die Musikstunde kommt und mit ihnen arbeitet. Das hebt auch das Selbstbewusstsein“, berichtet Albert Hartinger, aus dessen Gesangsklasse am Mozarteum die beiden Workshopleiter Veronika Gosch und Thomas Schneider kommen.
Im neuen Schuljahr wird das Projekt erweitert. Probenbesuche oder Besuche im Gesangsunterricht etwa der Opernschule sind vorgesehen, auch ein gemeinsames Abschlusskonzert, bei dem die Kinder die Hauptmelodie in Cantus-Firmus-Sätzen singen werden, „umrahmt“ von einem Chor der Studenten. „Bis jetzt haben sie vor allem viel Pop-Nummern gesungen, zwischendurch mal ein Volkslied. Wir werden das Repertoire sukzessive erweitern.“
Ebenfalls eine Kooperation mit der Universität Mozarteum - mit dem Institut für Alte Musik - ist die neue Konzertreihe „Abendmusiken“. Drei neue Studiengänge im Alten Fach - Barockvioline, Cembalo und Gambe - wird es ab Herbst am Mozarteum geben: „Das heißt, wir bekommen ab Oktober barock-spezialisierte Master-Studenten. Deren Ausbildung soll sehr praxisorientiert sein“, berichtete die Blockflötistin und Mozarteums-Professorin Dorothee Oberlinger. Ein, zwei Mal im Jahr solle es daher künftig Konzerte der Bachgesellschaft in Kooperation mit dem Institut für Alte Musik geben. Im Mittelpunkt dieser „Abendmusiken“ werden jeweils Solokantaten von Johann Sebastian Bach stehen. Den Anfang machen am 23. Mai 2012 Studierende von Reinhard Goebel - der schon vor dreißig Jahren am Beginn seiner Karriere bei der Bachgesellschaft in Mülln gespielt hat. Schon Nikolaus Harnoncourt habe, so Albert Hartinger, eine umfassende Ausbildungsmöglichkeit für Alte Musik am Mozarteum angestrebt. Der Gründer und Leiter der Bachgesellschaft hofft auf eine Befruchtung der Barockszene künftig auch vom Mozarteum aus.
Der „Bachzyklus 2011/12“ bringt viele vertraute Namen: Eröffnet wird die Saison wieder am 15. August mit dem Sonderkonzert „Mozart in Maria Plain“, das heuer zum zwanzigsten Mal stattfindet. Zum Jubiläum wird es einen Zusatztermin am 12. August geben. Auf dem Programm stehen etwa das Te Deum C-Dur KV 141, das stark auf Motiven Michael Haydns basiert, und die Missa F-Dur KV 192, „die verdächtigt wird“, so Albert Hartinger zu einem beliebten Mozart-Mythos, „von Wolfgang und Leopold Mozart in Maria Plain aufgeführt worden zu sein". Das könnte sein, die "Krönungsmesse" war's jedenfalls nicht.
Am 14. Oktober kommt das Ensemble NeoBarock mit Orchesterwerken Bachs, am 19. November spielt Florian Birsak den ersten Teil des „Wohltemperierten Klaviers“, am 21. Dezember folgen die Teile IV bis VI des „Weihnachtsoratoriums“ mit dem Collegium Vocale Salzburg und dem L’Orfeo Barockorchester unter Michi Gaigg. Das Jahr 2012 eröffnet am 27. Februar Dorothee Oberlinger mit dem Fagottisten Sergio Azzolini und dem von ihr gegründeten „Ensemble 1700“. Das Konzert zur Osterzeit gilt Passionskantaten von Johann Sebastian Bach, für die wieder das Ensemble La Divina Armonia unter Lorenzo Ghielmi gewonnen wurde. Die King’s Singers (27. April) sind liebe Bekannte, und am 23. Mai schließen die „Abendmusiken“ den Bachzyklus. Die Reihe "Musik für junge Leute" beginnt am 20. November mit einen Blick in das Leben und Musizieren der Bachfamilie.