Vom Einfrieren und Auftauen
30 JAHRE ARGE / CLARA LUZIA
30/05/11 Gut gelaunte Tanzmusik und suchendes Singer/Songwritertum können so nah beieinander liegen: Die ARGE Rainberg feierte am Wochenende ihr 30-Jahre-Jubiläum mit einem rauschenden Fest und bewies einmal mehr, dass Gegensätze sich anziehen.
Von Nina Ainz
Zwischen beschwingten und tanzbaren Reggaerhythmen stellte am Samstagabend (28.5.) ausgerechnet Clara Luzia ihr neues Werk „Falling Into Place“ vor. Die Wiener Singer/Songwriterin wollte ein Album aufnehmen, das sie „auch ziemlich genau so“ mit ihrer Band live wiedergeben kann, und das ist ihr auch gelungen. Gut gelaunt spielte sie sich mit Heidi Dokalik am Cello, Ines Perschy am Schlagzeug und Max Hauer an Klavier, Gitarre und Bass durch die Songs der neuen CD, die alle Erwartungen und mehr erfüllt.
Wo der erfolgreiche Vorgänger „The Ground Below“ noch eher poppig und von großflächigen Arrangements bestimmt war, ist „Falling Into Place“ wieder schlichter gehalten. Geprägt von einer Lungenentzündung, welche die Sängerin ausgerechnet plagte, als sie auf einer eiskalten Nordseeinsel festsaß, weil das Meer ringsum zugefroren war. Diese hoffnungslose Ausgangssituation spiegelt sich vor allem im Opener des Albums, „We Can Only Lose“, wider, der von dunklen Cellotönen getragen wird und alles andere als eine rosige Zukunft zeichnet: „The greatest fear / is yet to come / And faith is a song / yet to be sung“ singt Clara Luzia da resigniert.
Doch es wird nicht so schlimm wie befürchtet. „Falling Into Place“ handelt vom Umbruch, von der Klarheit, die auf einen großen Sturm folgt. Clara Luzia schreibt selbst darüber: „Es ist eine Befreiung, es ist kein Ankommen, aber ein Weg. Es ist ein Ausschauhalten und eine Rückschau.“ Dass das Ziel noch längst nicht erreicht ist, thematisieren Lieder wie „The Waving Ones“, in dem es heißt: „The waving ones are us / don’t you recognize us / been waiting here for years / for someone to guide us home.“
Clara Luzia freut sich über das laute Publikum, das auch an den richtigen Stellen reagiert und „mitgeht“. Trotzdem lässt sie sich von den zahlreichen Songwünschen, die ihr aus den Zuhörerreihen entgegen gerufen werden, nicht erweichen und verzichtet auf „Hits“ wie „Queen of the Wolves“ vom Vorgängeralbum: „Wir spielen sowieso das, was wir wollen“, sagt sie mit entwaffnendem Lächeln.
Der restliche Abend war geprägt von tanzbaren Reggaerhythmen, die im Saal der ARGEkultur für dampfende Wärme sorgten. The Merry Poppins brachten mit ihrem gewohnt routinierten Mix aus Balkan-Klängen, Jazz und Reggae die begeisterten Besucher zum Tanzen. Dazu ist Clara Luzias Musik nämlich weniger geeignet, dafür sorgten aber Costo Rico aus Spanien, die den Abschluss des Abends bildeten, noch einmal für Stimmung in der feiernden Menge.
Ein gelungenes Fest zum Dreißiger also, das mit seinen Gegensätzen das Programm der ARGEkultur spiegelte und Lust macht auf all die Jahre, die da noch folgen mögen.