Extrem-Sportlerin Komponistin
HINTERGRUND / KONZERTREIHE FRAUENSTIMMEN
11/05/11 Teresa Carreño, Maddalena Lombardini-Sirmen, Rebecca Clarke, Susan Spain-Dunk: Was haben die vier Damen gemeinsam? Sie waren Komponistinnen - und kaum jemand kennt heute noch ihre Namen. An sie und viele andere erinnert die neue Konzertreihe "Frauenstimmen", die morgen, Mittwoch (12.5.) im Barockmuseum beginnt.
"Sich als Frau in der Musikgeschichte für eine Laufbahn als Komponistin zu entscheiden, dazu gehörte wohl mindestens soviel Mut, Verrücktheit, Sturheit und Selbstvertrauen wie sie heute die Exponenten verschiedenster Extrem-Sportarten zeigen", sagt die Musikwissenschafterin, Sängerin und Musikpädagogin Eva Neumayr, Obfrau der Maria-Anna-Mozart-Gesellschaft Salzburg. "Es gab sehr viele Komponistinnen - leider sind ihre Stimmen verhallt und ihre Werke vergessen."
Das Carreño Quartett (Susanne Hehenberger und Elisabeth Pouget, Violinen, Romana Kemlein an der Bratsche und die Cellistin Karoline Strobl), das morgen, Mittwoch im Barockmusum spielt, hat seinen Namen nach Teresa Carreño (1853-1917) gewählt. Ihr Leben war mehr als abenteuerlich: Geboren in Venezuela, entwickelte sie sich nicht nur zu einer wegweisenden und weltweit konzertierenden Pianistin und Lehrerin zahlreicher bedeutender Pianisten. Sie trat auch als Sängerin auf. Gestoerben ist sie in new York.
Maddalena Bombardini-Sirmen (1745-1818) wurde in ihrer Heimatstadt Venedig am Mädchen-Konservatorium Ospedale San Lazzaro dei Mendicanti, ausgebildet. Die Tartini-Schülerin war eine der ersten Geigenvirtuosinnen, die als Solistin ihren Weg machte. In einem Brief an sie erklärt Tartini Bogentechnik und Messa di voce - eine für die heutige Aufführungspraxis wichtige Quelle.
Die gebürtige Engländerin Rebecca Clarke (1886-1979) verbrachte den größten Teil ihres Lebens in den USA. Obwohl eine der ersten professionellen Orchestermusikerinnen ihrer Zeit, musste sie 1942 eine Arbeit als Kindermädchen aufnehmen, um sich finanziell über Wasser zu halten. Sie gilt heute als eine der wichtigsten englisch-amerikanischen Komponistinnen ihrer Zeit.
Werke der heute fast vergessenen Susan Spain Dunk (1880-1962) wurden in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bei den Londoner Proms immer wieder aufgeführt. Die Absolventin der Royal Academy of Music unterrichtete dort später Harmonielehre und Komposition.
Die „Maria-Anna-Mozart-Gesellschaft Salzburg“ ist nach der Mozart-Schwester Nannerl benannt. Der 2008 gegründete Verein hat das Ziel, Werke bekannter und unbekannter Kompnistinnen aufzuführen. "Das kulturelle Bewusstsein für Frauen als musikalisch schaffende Künstlerinnen soll durch die Veranstaltung von Konzerten, durch Forschung und Publikation gestärkt werden", erklärt Eva Neumayr. (dpk-krie)