Geschichtenerzähler in Ton und Film
SALZBURGER JAZZHERBST 2011
27/04/11 Vom 25. Oktober bis 6. November – also dreizehn Tage – wird diesmal der Salzburger Jazzherbst dauern. „The Storytellers“ ist das Motto. Auf Paul Anka als einen der Lockvögel ist Festival-Leiter Johannes Kunz besonders stolz.
Siebzig ist der Kanadier Paul Anka, und einer der erfolgreichsten Songwriter und Entertainer im amerikanischen Showbusiness. „Rock swings“ hieß eine CD, die Anka vor einigen Jahren herausbrachte, also die swingende Verwandlung von Rock-Nummern. Mit diesem Programm, so Johannes Kunz, sei Anka schon bei vielen großen Jazzfestivals zu Gast gewesen, und auch in Salzburg werde der Siebzigjährige aus diesem Programm schöpfen. Es wird das Finalkonzert im Großen Festspielhaus (6.11.).
Ebenfalls im Großen Festspielhaus tritt Dionne Warwick auf (mit China Moses im Vorprogramm). Auch diese beiden Sängerinnen sind für Kunz „Storytellers“ – und zumindest Warwick gilt mit ihren 71 Jahren als eine der legendären Damen in ihrem Fach. Ryan Shaw ist erst dreißig und damit der Jungspund schlechthin im Hauptabendprogramm des Jazzherbst. Der Soulsänger tritt im Europark-Oval, also in deutlich kleinerem Rahmen auf. Bei Bettye LaVette (geboren 1964) stimmt der Alterspegel wieder, die amerikanische Souldiva kommt ins Kongresshaus.
Weitere internationale Stars: Vijay Iyer Trio, Hiromi Trio, Tia Fuller Quartet, Hugh Masekela Sextett, Jeremy Pelt Quintet, Charlie Haden Quartet West, Chucho Valdes & Afro Cuban All Stars, Charles Lloyd Quartet, The New Don Byron Quartet und Miguel Zenon Quartet.
21 Konzerte sind es insgesamt, 12.000 Karten stehen zur Verfügung. Würden alle verkauft, täte das 710.000 Euro einbringen. „Wir brauchen eine Auslastung von achtzig Prozent plus“, sagt Johannes Kunz. Das Budget bewegt sich seit Jahren bei ungefähr einer Million Euro, 84 Prozent Eigendeckung sind nötig. Immer wieder kommen Johannes Kunz und der Salzburger Jazzherbst ja ins Gerede, weil Mietkosten spät beglichen werden. Das sei eine Folge der äußerst dünnen finanziellen Decke, sagt Kunz. Aber im Mai werde auch die letzte ausständige Miete fürs Große Haus im Vorjahr überwiesen. Es gehe laut Kunz um ungefähr 25.000 Euro.
Mit der Stieglbrauerei sei der aktuelle Sponsorvertrag bis 2013 unterschrieben, mit weiteren Sponsoren sei man ebenfalls handelseins oder knapp vor Vertragsabschluss. Kunz ließ in einem Pressegespräch am Mittwoch (27.4.) keine Zweifel daran, dass es in den nächsten Jahren in Salzburg weiter gehe. Dass die Post kurzfristig aus ihrem Sponsorvertrag ausgestiegen sei und die Stadt ihre Beiträge drastisch runter gekürzt habe, sei 2009/10 überraschend gekommen: „Wir haben das Angebot optimieren müssen hinsichtlich Publikumsinteresse und zu erwartenden Kartenvorverkauf.“
Am Nationalfeiertag (26.10.) ist übrigens „Österreich-Tag“ beim Jazzherbst: Da werden im Romanischen Keller der Hypo (Waagplatz) Filme zur österreichischen Jazzgeschichte gezeigt, im Museum der Moderne wird die Schau „Jazz in Austria“ eröffnet und in Stiegls Brauwelt spielen Hans Salomon und die Vienna Big Band Machine. Salomon, geboren 1933, dürfte der Senior-Chef in der diesjährigen Künstlerschar sein.
Zum Motto „Storytellers“ passt auch eine Filmauswahl zur Geschichte des Blues, präsentiert von dem Regisseur Martin Scorsese.