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Nah dran ist auch daneben

CHRISTINA STÜRMER / NAH DRAN-TOUR

12/04/11 Christina Stürmer ist genauso nett und natürlich, wie ihr nachgesagt wird. Sympathisch und unaufgeregt plaudert sie mit ihren Fans in der ersten Reihe und bittet diese höflich, doch ihre Finger vom Bühnenrand zu nehmen, damit sie nicht versehentlich drauf trete und diese „platzten“. Sonst: Wenig Abwechslung.

Von Nina Ainz

Christina Stürmer spielte am Montag (11. 4.) im Rahmen ihrer „Nah dran“-Clubtour das erste Österreichkonzert seit langem im Republic und freute sich noch am Abend über das erste Frühstück mit „Mohnflesserl“ in der alten Heimat.

Es war eine grundsolide Show, die Christina Stürmer ihren altersmäßig bunt gemischten Fans in Salzburg geboten hat. Vom ersten Lied an bemühten sich Stürmer und ihre vierköpfige Liveband, die sie liebevoll ihre „Kapelle“ nannte, redlich, unter den nicht allzu scharenreich gekommenen Fans für ordentlich Stimmung zu sorgen. Die ehemalige Buchhändlerin, die 2003 Zweitplatzierte bei der ORF-Castingshow „Starmania“ wurde und seitdem eine beachtliche Karriere im deutschsprachigen Raum hingelegt hat, zeigte den Anwesenden zum Beispiel, wie man eine richtige Welle macht. Und dann wird auch schon wieder gerockt und geklatscht, was das Zeug hält.

Stürmer reihte Hit an Hit – es ist erstaunlich, wie viele ihrer Songs man auch dann kennt, wenn man nicht regelmäßig Ö3 hört. „Die kann doch nicht schon am Anfang ihr ganzes Hitpulver verschießen“, denkt man sich, um aber später festzustellen, dass Christina Stürmer eine Vielzahl an wohlbekannten Liedern aus ihren bisher erschienen fünf Alben im Gepäck hat. Der Großteil des Konzerts besteht aus schnellen, rockigen Songs, die auf demselben simplen Strickmuster basieren. Das funktioniert aber sehr gut: Das Publikum genießt die gebotene Auswahl sichtlich und singt nicht selten lauthals mit. Oft geht es in ihren Texten um Beziehungsprobleme und das Warten auf den Sommer. Damit können sich viele identifizieren.

Zwischendurch wird dann die eine oder andere Ballade gestreut, „zum Runterkommen“, wie Christina Stürmer sagt. So singt sie im Duett mit ihrem Gitarristen und Freund Oliver Varga das dramatische „Scherbenmeer“. Destruktiv-romantische Stimmung inklusive: „Ich werf’ dein Bild an die Wand / Ich will, dass es zerbricht. / Es gleitet aus meiner Hand, / Jetzt seh’ ich nur dich und mich / in meinem Scherbenmeer.“

Für das Lied „An Sommertagen“ holt sie sich heimische Verstärkung auf die Bühne. Roland Kerschbaumer aus Berndorf sorgt mit seiner Posaune für etwas Abwechslung. Überraschungen gab es darüber hinaus keine, denn selbst die durchaus amüsanten Coverversionen von Eurodance-Hits aus den 90ern hat Christina Stürmer schon in Interviews mehrmals angekündigt. In Salzburg gibt es Whigfields „Saturday Night“, einen „Klassiker“ aus dem Jahr 1994, an den sich vor allem die Besucher in Stürmers Alter noch gut erinnern dürften.

Christina Stürmer ist genauso nett und natürlich, wie ihr nachgesagt wird. Sympathisch und unaufgeregt plaudert sie mit ihren Fans in der ersten Reihe und bittet diese höflich, doch ihre Finger vom Bühnenrand zu nehmen, damit sie nicht versehentlich drauf trete und diese „platzten“. „Nah dran“ ist der Titel dieser Clubtour, die Stürmer nach Deutschland, in die Schweiz und wieder zurück nach Österreich führte, und dieser wird offensichtlich sehr ernst genommen. Dazu passt dann auch, dass man am wenig frequentierten Merchandise-Stand Karten ausfüllen kann, um ein „Wohnzimmerkonzert“ im ganz privaten Rahmen gewinnen zu können. Näher geht dann eigentlich nicht mehr.

Vielleicht ist Christina Stürmer manchmal ein bisschen zu nah dran an uns normalen Menschen.

In ihrem ersten Hit nach „Starmania“ mit dem Titel „Ich lebe“, den sie gegen Ende des Konzerts singt, heißt es: „Ich bleib’ einfach so wie ich bin.“ Das ist gar nicht so einfach und im Großen und Ganzen auch gut so. Aber manchmal wäre ein wenig Veränderung, ein wenig weiter weg gehen, trotzdem nicht schlecht.

Bild: www.lba-music.com

 

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