Reise durch einen explodierenden Stern
MOZARTEUMORCHESTER / URAUFFÜHRUNGEN
10/03/11 Das Publikum darf sich freuen: In den Kulturvereinigungskonzerten heute Donnerstag (10.3.) und morgen Freitag (11.3.) wird das Mozarteumorchester nicht nur mit der „Vierten“ Mahler brillieren, sondern auch zwei klangsinnliche zeitgenössische Werk aus der Taufe heben. DrehPunktKultur besuchte die Generalprobe zum Orchesterstück „Origo“ von Theodor Burkali und zum Konzert fu?r Violine und Viola „Hommage à St. Petersburg“ von Christoph Ehrenfellner.
Von Heidemarie Klabacher
Ein ferner Streicherklang materialisiert sich. Das zunächst kaum hörbare Vibraphon streut Sternenglanz. Nur langsam formt sich der reine Klang zu greifbaren Linien. Wird kaum merklich lauter.
Zunächst spielt nur etwa die Hälfte der ersten und zweiten Geigen. Erst langsam entwickelt sich - obwohl noch immer im Piano - ein intensiver Tutti-Streicherklang. Mit den ersten Einsätzen der Hörner bekommt die Sphärenmusik für Augenblicke eine beinahe Wagner’sche Qualität. Noch immer überschreitet die Lautstärke kaum ein gemäßigtes Forte. Doch dann kommen von irgendwoher Bewegung und Dynamik. Aus der fließenden piano-Studie wird übergangslos eine - ebenso spannungsvoll aufgebaute - rhythmisch komplexe Forte-Studie, die wieder verklingt um Piano.
„Es ist eine Reise ins Licht aus dem Licht. Eine fehlerhafte Hymne an die Vollkommenheit“, sagt Theodor Burkali über sein Orchesterstück „Origo“. Er sei sehr glücklich mit der Wiedergabe des Mozarteumorchesters. Tatsächlich hat Zsolt Hamar bei der Generalprobe am Donnerstag (10.3.) im Großen Festspielhaus das Mozarteumorchester zu höchster Intensität bei gleichzeitig größter Zurückhaltung geführt. Wie komplex die rhythmische Struktur sein muss, war deutlich zu hören. Tatsächlich spielen alle „nur Achtel“, sagte Theodor Burkali nach der Probe zu DrehPunktKultur. Aber freilich hat jede der insgesamt neun Instrumentengruppen ihre je eigene Taktart.
Neun Instrumentengruppen, drei mal drei Werkteile, 270 Takte - sein Stück folge zahlreichen „selbstgebauten Gesetzen“: „Das Stück ist mit Disziplin geschrieben“, erklärt der Komponist. „Wenn es im guten Sinne Regeln gibt, bringt das viel mehr, als wenn man freizügig dafür beliebig einfach überall hin greifen würde.“ Diese „Reise durch einen explodierenden Stern“ folgt auch handfesten physikalischen Gesetzen. Es gibt dazu auch ein - äußerst zurückhaltendes - Lichtdesign über „blau“ und „weiß“ zu „rot“: Das ist der Doppler-Effekt: „Sich entfernende Objekte werden rot.“
Das zweite Stück, das das Mozarteumorchester unter Zsolt Hamar in dieser Konzertserie zur Uraufführung bringen wird, ist das Konzert für Violine und Viola von Christoph Ehrenfellner, bei dem Sergey Malov beide Instrumente spielen wird.
„Hommage à St. Petersburg“ ist wohl ein opulentes Virtuosenkonzert, bei dem der Solist mit großem Streichergestus brillieren darf. Dennoch ist das Orchester in den weiten Klanglandschaften ein gleichberechtigter Partner, der nicht nur begleitet, sondern dem ständigen Aufblühen und in sich Zurückziehen des Soloinstrumentes Impuls und Basis gibt.