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Improvisation ist ein Kinderspiel

JAZZIT / KINDER-IMPRO

22/02/11 Die Scheinwerfer stehen auf Anschlag, das Orchester betritt die Bühne, das Knistern im Zuschauerraum ist förmlich spürbar, als der Applaus der ziemlich genau eine Generation älteren Zuhörerschaft Mut auf Unerhörtes macht: Die neueste Uraufführung der regelmäßig stattfindenden „Improvisation für Kinder“ im Jazzit:Musik:Club.

Von Per Peterson

Seit über fünf Jahren besteht die meist ausgebuchte Workshopreihe „Jazzit for Kids“ nun schon. Die beiden Workshop- Leiter Johannes Steiner und Lukas Kletzander nehmen den Faden des sich in den letzten Jahren mehr und mehr wandelnden Paradigmas auf, demnach Musik unmittelbar erlebbar denn stur erlernbar sein sollte. Mittels des von John Zorn erfundenen Cobra/Uno-Kollektivs, bei dem das Musizieren nach eingangs besprochenen Symbolkarten oder Handzeichen über die Bühne geht, führen die fünfzehn Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren eine Art Mini-Programm-Musik-Werk auf - ein Stück, als hätte Mussorgskij mit dem Art Ensemble of Chicago im Sandkasten gespielt.

Pure Kakophonie? Weit gefehlt. Dem riesigen musikalischen Wortschatz des Leiter-Teams und deren feines Gespür für die Fähigkeiten und die Phantasie der Kinder ist es zu verdanken, dass die jungen Musikerinnen und Musiker bei der Aufführung des Stückes die vergleichsweise alten Herren nur als Ton- Wörterbuch benutzen und wahrhaft spannend Improvisiertes mit E- Bass, E-Gitarre, Schlagzeug, Keyboards, Mikrophonen und einer Unzahl an Orff-und Percussionsinstrumenten auf die Bühne bringen.

Aber nicht nur Karten und Finger leiten das Geschehen: Mal reisen die Kinder durch den Dschungel oder ins All, mal sind es Geschehnisse vor der Haustüre, die hörbar gemacht werden wollen. Klarerweise sind es meist die Kinder selbst, die den Hergang der Geschichte bestimmen. Und das Aha-Erlebnis, dass Gruseln durch kleine Sekunden dem Ohr erfahrbar gemacht werden, bleibt wohl ein Leben lang.

Dass von den Kindern kaum jemand musikalische Vorerfahrung mitbringt, stellt kein Manko dar. Schließlich geht es nicht um das Spielen von Noten, sondern um die Freude, den Ausdruck und das Hineinschnuppern in die Welt der improvisierten Musik - und das in einem Jazzclub.

Wichtig ist sowohl Steiner als auch Kletzander der partnerschaftliche Umgang mit den Jung-Improvisateuren: „Auch wenn es nötig ist, die Richtung anzugeben - in vielen Bereichen werden die Kinder so weit wie nur möglich in den Schaffungsprozess mit einbezogen. So werden die Handzeichen und Kartensymbole beispielsweise zusammen mit den Kindern erarbeitet.“

Man spürt unmittelbar, dass es sich um ein respektvolles Miteinander handelt. Vor allem dann, wenn sich Steiner und Kletzander nach der ca. 90 Minuten dauernden Probe für die Aufführung dezent an den Bühnenrand zurückziehen und die Kinder selbst das Erarbeitete dirigieren lassen.

Weltmusiker Steiner alias Stanonczi: „Wir legen großen Wert darauf, dass die Kinder sowohl lernen, einander zuzuhören, als auch als Team zu musizieren. Und zu sehen, was alles möglich ist. Denn darauf kommt es in der Musik an.“

Informationen über die Jazzit-Reihe "Improvisation für Kinder von 6 bis 10 Jahren": www.jazzit.at
Bild: http://jazzit.at/site/index.php/kinder


 

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