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Auf Tango-Spuren

KULTURVEREINIGUNG / JUNGE PHILHARMONIE

17/02/11 Mit Astor Piazzolla zum Triumph: Geigerin Christine Maria Höller, die Formation „Tango for 3“ aus Norwegen und die Junge Philharmonie Salzburg unter Elisabeth Fuchs rissen am Mittwoch (16. 2.) das Kulturvereinigungs-Publikum mit einem ungewöhnlichen Programm von den Stühlen.

Von Horst Reischenböck

„Die Große Symphonie“, der Zyklus-Titel, blieb diesmal ausgespart. Warum? Piazzolla wurde in seiner Heimat einst gerade wegen seiner „wenig individuellen Partituren im Banne eines Bartók oder Hindemith“ staatlich bepreist. Gibt’s bessere Vorbilder? Auch andere haben sich an ihnen als Ausgangspunkte orientiert, und so wäre durchaus einmal dem Werdegang des großen argentinischen Tango-Erneuerers nachzuspüren gewesen.

“Sinfonia De Tango“ heißt eine frühe Kompilation entsprechender Kompositionen, die Astor Piazzolla aus den fünfziger Jahren geschrieben hatte. Piazzolla hat das gemeinsam mit dem Pianisten Lalo Schifrin (dem Schöpfer der Titelmelodie zu „Mission Impossible“, bei uns im Fernsehen einst „Kobra, übernehmen sie“) sowie dem Orchester der Pariser Oper aufgeführt, mit der Besetzung Harfe, acht Geigen, je zwei Bratschen, Violoncelli plus einem Kontrabass.

Diesen Streicherpart übernahm die Junge Philharmonie Salzburg, die sich unter ihrer wie immer engagierten Dirigenten Elisabeth Fuchs schon öfter mit Piazzollas Schaffen auseinandergesetzt hat. Für das Große Festspielhaus wurde das Stück logischerweise umfangreicher besetzt - was auch beim Einstieg in Arrangements von „La Muerte Del Ángel“ und „Ave Maria“ (Stücken original in Quintettbesetzung) einen süffigen, fast schon die Grenze zum Kitsch streifenden Klangteppich ergab.

Im „Sommer“ und „Winter“ aus „Las Cuatro Estaciones Porteñas“ hat Piazzolla auch Antonio Vivaldis Vorbild - Die vier Jahreszeiten - kurz zitiert. Diese ausgedehnten Tangos nuevo hat nicht zuletzt Gidon Kremer so recht populär gemacht. Christine Maria Höller war es an diesem Abend gegeben, den Soli durchaus individuell eigenständiges Profil zu verleihen. Sowohl zart nachsinnend wie vollmundig kräftig akzentuiert berührte zuletzt auch ihre Wechselrede mit dem genauso hervorragenden Solocellisten.

Wo Piazzolla draufsteht, muss nicht nur Piazzolla drin sein. Ohne das Concerto grosso des Norwegers Sverre Indris Joner wäre es wohl auch nicht nach der Pause zur Begegnung mit „Tango 3“ gekommen. Geige, Klavier, Kontrabass und vor allem das einst durch Piazzolla gespielte Bandoneon in Händen von Per Arne Clorvigen: „Die einzige, nicht logische deutsche Erfindung!“ Die Tasten für die linke Hand dieses Akkordeon-Ablegers geben ungleiche Töne gegenüber den rechtsseitigen. Wenn der Balg ausgezogen wird, klingt’s nochmal anders als wenn man ihn zusammenschiebt. Eigentlich spielt der Interpret auf vier komplizierten Klaviaturen.

Ein Solistenquartett mit Orchester muss allerdings kein „Concerto grosso“ im historischen Sinn zeitigen. Piazzollas Bandoneon-Konzert hätte sicherlich mehr Eindruck hinterlassen, doch damit gastierte Per Arne Clorvigen schon vor Jahren im Großen Saal des Mozarteums. Zuletzt eine hinreißend virtuose perkussive Kadenz durch den phänomenalen Steinar Haugerud.

In diesen Tagen sind ist die Dresdner Philharmonie unter Rafael Fru?hbeck de Burgos bei der Kulturvereinigung zu Gast. Heute, Donnerstag (17.2., 19.30 Uhr im Großen Festspielhaus) mit einem Strauss-Programm (Rosenkavalier-Suite und "Eine Alpensymphonie"), am Freitag (18.2.) mit dem "Deutschen Requiem" von Brahms. - www.kulturvereinigung.com
Bild: www.norwegen.or.at


 

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