Sehr brav und ein bisserl verschlafen
KULTURVEREINIGUNG / DÜSSELDORFER SYMPHONIKER
11/11/10 Der Betrieb scheint in Bewegung, jedenfalls sind die Musiker unterwegs. Und so kommt ein Orchester wie die Düsseldorfer Symphoniker also ins Große Festspielhaus. Mit einem Chefdirigenten, der auch viel herumfährt.
Von Reinhard Kriechbaum
Andrey Boreyko heißt der Herr am Pult, ein gebürtiger Russe, der nicht nur den Düsseldorfer Symphonikern vorsteht, sondern als Erster Gastdirigent auch dem SWR Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und einem Ensemble mit dem malerischen Namen Orquestra Sinfonica de Euskadi San Sebastian verbunden ist. Die Stadt liegt im Baskenland, und Chef dieses Orchesters ist Andres Orozco-Estrada – der ist wiederum im Hauptamt Chef des Niederösterreichischen Tonkünstler-Orchesters. So hat jeder dieser Herren eben viele Jobs mit einer jeweils vertraglich festgeschriebener Zahl an Anwesenheitstagen, Konzerten und Tourneen.
So etwas relativiert natürlich die Möglichkeiten. Ein Schumann-Programm hatten die Düsseldorfer Symphoniker am Mittwoch (10.11.) im Großen Festspielhaus zu absolvieren – was sonst im Schumann-Gedenkjahr? War doch der Jubilar (200. Geburtstag), nach Mendelssohn, Chef einer der Vorgänger-Formationen dieses Orchesters. Hat ein heutiges Orchester (mit auffallend vielen jungen Leuten in seinen Reihen) deswegen deutsche Romantik im Blut? Oder - an diesem Abend - eher Blei auf den Lidern? So klang jedenfalls die auch von der Komposition her eher mühsame Ouvertüre zu Goethes „Hermann und Dorothea“ op. 135. Mit der Marseillaise, die oft zitiert wird, und mit Geknatter der kleinen Trommel werden Ort (Frankreich) und Zeit (Revolution) deutlich.
Dann Schumanns Klavierkonzert. Wesentlich süffigerer Stoff. Herbert Schuch, der viel beschäftigte Artist in Residence der Kulturvereinigung heuer, spielte wacker. Er richtete sich in den lyrischen Episoden recht wohnlich ein und ließ sich im übrigen so gut wie nicht irritieren vom Orchester, das mit Routine, aber etwas verschlafen sekundierte. Auf den Mann am Pult war immer Verlass, was die Synchronisation anlangte. Gestalterische Ideen waren nicht auszumachen, und so werkten Solist, Orchester und Dirigent brav und professionell nebeneinander her.
Dann Pause – und ganz ehrlich: Nach dem bis dahin gehörten war dem Rezensenten die Lust auf Schumanns „Zweite“ vergangen.