Alte Hasen, junge Spunde
MOZARTEUMORCHESTER UND LANDESJUGENDORCHESTER
04/11/10 Alter Hase und junger Spund an einem Pult: Das Mozarteumorchester Salzburg und das Salzburger Landesjugendorchester teilen einmal im Jahr die Pulte bei einem gemeinsamen Projekt. Am Mittwoch (3.11.) war es wieder soweit: Das Große Festspielhaus war die Bühne für „2 Orchestras“ und mitreißende sinfonische Tänze rund um den Globus.
Von Horst Reischenböck
21 erste Geigen neben und hinter Konzertmeister Frank Stadler: Die Jugend dominierte. Auch schräg gegenüber bei den 15 Celli. Des qualitätvolllen Angebots wegen agierten, angeführt durch Bernhard Krabatsch, nicht weniger als fünf Flöten an den Pulten. Dazu kam ein halbes Dutzend Hörner und dahinter jede Menge an Schlagwerk.
Letzteres war interessanterweise gar nicht nötig für die Uraufführung inmitten des Programms: Der 1955 in Hiroshima geborenen Toshio Hosokawas schrieb „Danses Imaginaires II“ für großes Orchester. Wie er selbst sagte, sei das Werk nicht kontinentaler Erwartungshaltung, der Vorstellung von „hüpfenden“ Metren verpflichtet, sondern allein der archaischen Ruhe.
Tableaus, die, langsam bewegt, bildhafte Assoziationen zulassen, liefern in diesen imaginären Tänzen meditativ entspannende Stille. Im Kontrast dazu stehen zu immer ausbrechende dynamisch kraftvolle Akzente.
Der Dirigent Daniel Alfred Wachs aus den USA agierte als inspirierender Sachwalter, der alle Beteiligten präzise durch die Partitur führte. Schon zuvor hatte er Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Opus 71a, der Suite aus dem Ballett „Der Nussknacker“, dieselbe Aufmerksamkeit zuteil werden lassen.
Die fünf Charaktertänze - nach der kleinen Ouvertüre und dem Marsch - bis hin zum Blumenwalzer funkelten perfekt. Sollte das Mozarteumorchester einmal aufstockenden Ersatz benötigen: nachfragen beim Salzburger Landesjugendorchester!
Der letzte Programmpunkt: Leonard Bernsteins - von ihm selbst aus dem Musical „West Side Story“ gezogenen - Symphonic Dances. Engagiert, rhythmisch beflügelt, präzise in der Ausführung: Der „Mambo“ etwa war durchaus einem Gustavo Dudamel und einem Simón Bolívar Youth Orchestra ebenbürtig!
Aber auch dem sinnlich süß tragischen Schmelz der Kantilenen oder der Apotheose des Glaubens an eine bessere Welt wurde exzellent Rechnung getragen.
Nach dem Begeisterungssturm stand eine Zugabe außer Frage: Es folge die Rückkehr in heimische Gefilde mit dem Walzer op. 388, „Rosen aus dem Süden“. Er basiert auf Motiven aus der völlig vergessenen Operette „Das Spitzentuch der Königin“. Nicht die heimischen Instrumentalisten, sondern auch der dirigierende Gastes aus den USA stellten ihre Affinität zu Johann Strauß eindeutig unter Beweis. In Summe: ein Abend, der Überlegung wert, ihn in die Kulturvereinigungs-Abos einzubeziehen!