Wandeln auf den Spuren der Großen
OVAL / SOPHIE HUNGER
11/10/10 Die Schweizer Popkünstlerin Sophie Hunger hätte man eher in der ARGEkultur oder im Rockhouse erwartet. Zu ihrem Salzburg-Debüt am Freitag (8.10.) kam sie aber ins Europark-Oval.
Von Johannes Thanhofer
In ihrer Heimat bespielte die 27jährige Musikerin auch schon die ganz großen Hallen, wie die Miles Davis Hall beim Montreux-Jazz Festival 2008. In Salzburg herrschte trotz ausverkauftem Oval vergleichsweise Beschaulichkeit; an die 220 Besucher finden hier ja nur Platz. Den konzertanten Momenten, in denen sich Sophie Hunger am Bösendorfer-Flügel ganz ihrer Kunst, melodiöse Popsongs zu Singen, hingab, tat die intime Atmosphäre bei ausgezeichnetem Sound hörbar gut. Trotzdem, „Irgendetwas stimmt hier nicht“, meinte die Schweizerin, die in ihrer Heimat bereits zum Star avanciert ist. „…oder ist es nur das Licht?“. Die Skepsis vor einen „Kinosaal-Publikum“ zu spielen verflog aber rasch, als die ersten Lieder begeistert beklatscht wurden.
Gemeinsam mit ihrer Band präsentierte Sophie Hunger, die auch immer wieder zur Gitarre griff, überwiegend Songs ihrer aktuellen CD „1983“. Das nach ihrem Geburtsjahr betitelte Album kletterte nach seiner Veröffentlichung rasch auf Platz 1 der Schweizer Hitparade; bei uns kannten und kennen es höchstens Radiohörer von FM4 und Bayern-2, oder Besucher ihrer vergangenen Konzerte in Wien und Linz. Was auf CD immer nach solidem Pophandwerk klingt, entfaltet live eine mitunter ergreifende Wirkung. Die charismatische Stimme der Schweizerin trägt sicher ihren Teil dazu bei, nicht minder wichtig sind jedoch Hungers Mitmusiker.
Der Posaunist Michael Flury schuf mal atmosphärische Sounds mit seinem Dämpfer, den man sonst eher von Trompeten Spielern kennt, mal lies er sein Blasinstrument - dank Verzerrer - wie eine E-Gitarre klingen. Die Rhythmusgruppe mit Simon Gerber am Bass und Dominik Chansorn am Schlagezeug entwickelte im Oval eine beeindruckende Dynamik. Beide Musiker standen auf einer „Linie“ auf einem Podest im hinteren Teil der Bühne. Schließlich Christian Prader, der mit seinem Gitarrenspiel die Lieder von Hunger gefühlvoll und, wenn nötig, mit gehörigem Biss begleitete.
„And empires rise and empires fall“, sang Hunger am Schluss ihres Konzertprogramms, das nach 60 Minuten Spielzeit überraschend früh sein Ende fand. Das musikalische Reich, das sich Hunger jeden Abend wieder neu erschafft, wird wohl weiter wachsen. Das Publikum in Salzburg bekam dann noch einige Zugaben zu hören, bei denen es zwischenzeitlich auf der Bühne auch sehr laut wurde. Nach anderthalb Stunden verließ die Band unter Standig Ovations das Oval. Als Gitarrist Christian Prader nach einigen Minuten wieder zurück kam, um seine Instrumente einzupacken, gab es nochmals Applaus.