Beim Essen wird geschwiegen
50 JAHRE SALZBURGER KULTURTAGE
19/01/22 Drei Jubiläen stehen an: 75 Jahre Kulturvereinigung. 60 Jahre Orchester der Kulturvereinigung. 50 Jahre Kulturtage. Herzstück des Jahresprogramms der Kulturvereinigung sind die Kulturtage von 8. September bis 23. Oktober. Mit einem Rosenkavalier in Kooperation mit dem Landestheater steht wieder eine Oper auf dem Programm der Kulturtage.
Von Heidemarie Klabacher
Großes Festspielhaus, Felsenreitschule, Haus für Mozart, Große Aula, SZENE Salzburg, Dom, Kavalierhaus Klessheim und Trakl Haus sind die Spielstätten für insgesamt zwanzig Veranstaltungen. Mit dem Jubiläumsprogramm setzen „die Salzburger Kulturtage erneut ein starkes Zeichen für musikalische Vielfalt und Virtuosität“, sagte Thomas Heißbauer heute Mittwoch (19.1.) bei der Pressepräsentation. Anlässlich des Jubiläums werde aus den Kulturtagen ein „Herbstfestival von knapp vier Wochen“.
Die Vorbereitungen „waren durchaus anstrengend“, etwa weil sich „die Orchester mit angezogener Handbremse bewegen“. Zu allen bandemiebedingten Absagen und Verschiebungen sei letzten Sommer auch noch die „Hiobsbotschaft“ vom Umbau des Großen Saales der Stiftung Mozarteum gekommen, was zusätzliche Änderungen bei bereits geplanten Terminen erforderlich gemacht habe.
Dennoch, so Heißbauer, sei es „gelungen vier interessante Wochen mit dem Anspruch 'Vielfalt bei hohem künstlerischen Anspruch' zu programmieren“. Wurden die Kulturtage im Laufe ihrer fünfzigjährigen Geschichte – aus heutiger Sicht ein wenig ungeschickt – auch mal als „Festspiele des Kleinen Mannes“ bezeichnet, spricht Thomas Heißbauer von einem „Festival für Jedermann“: „Wir wollen für Salzburg und für die Region Kultur mit hohem Anspruch bieten.“ Erstmals wolle man, so Heißbauer, verstärkt auch Touristen ansprechen und Konzert-Packages schnüren, „die für Incoming-Agenturen interessant sind“.
Aktuell als Package anbieten werde man etwa das Wochenende der zweiten Kulturtage-Woche mit drei aufeinanderfolgenden Terminen im Festspielbezirk unter dem Motto „Drei Abende. Drei Festspielhäuser“: Am Freitag 7. Oktober im Großen Festspielhaus steigt das Jubiläumskonzert „75 Jahre Salzburger Kulturvereinigung“ mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Yutaka Sado und dem Klaviersolisten Fazil Say. Am Samstag 8. Oktober gastiert im Haus für Mozart die Vienna Brass Connection unter der Leitung von Tobias Wögerer. Am Sonntag 9. Oktober in der Felsenreitschule gibt es eine Aufführung des Rosenkavaliers.
Die Strauss-Oper ist eine Kooperation der Kulturvereinigung mit dem Landestheater. Premiere ist am 1. Oktober als erste von insgesamt fünf Aufführungen. Offizieller Abschluss der Jubliäums-Kulturtage ist der Rosenkavalier am 23. Oktober. Leslie Suganandarajah, Opernchef des Landestheaters, hat die musikalische Leitung.
Roland Schwab, Regie, und Piero Vinciguerra, Bühne, sind das Regieteam. Mit ihrem Lohengrin im abgestürzten Flugzeug sind sie noch immer in starker und bester Erinnerung. Das war vor zwei Jahren eine Landestheater-Produktion in der Felsenreitschule,. Er freue sich, so Intendant Carl Philip von Maldeghem, der beim Pressegespräch ebenfalls anwesend war, „dass die gemeinsame Arbeit mit der Kulturvereinigung belebt wird“.Ein Rosenkavalier sei ein Kraftakt für jeden Veranstalter. „Das Stück hängt immer ein wenig in der Vergangenheit, der Gegenwartsbezug soll herauskommen.“ Das Lohengrin-Team werde antreten eine interessante Interpretation zu geben.
Was kommt noch bei den fünfzigsten Salzburger Kulturtagen? „Die drei Konzerte der Filharmonie Brno standen schon zweimal auf dem Programm und mussten abgesagt werden“, erinnert Thomas Heißbauer. Nun probiert man es im Herbst wieder: Dennis Russell Davies wird dirigieren. Dieser habe Heißbauers Programmvorschlag, die Siebte Schostakowitsch Leningrader zu spielen, begeistert aufgenommen. Dazu erklingt Memorial to Licide von Bohuslav Martinů, ebenfalls ein Erinnerungsstück an Nazi-Opfer.
Eine Matinee des Orchesters der Salzburger Kulturvereinigung, das sein sechzig jähriges Bestehen feiert, bringt am 2. Oktober Beethovens Chorfantasie und die Musik zu Goethes Trauerspiel Egmont. Dafür hat Charly Rabanser einen neuen Text verfasst. Das Orchester der Salzburger Kulturvereinigung und den KammerChor KlangsCala leitet Helmut Zeilner. Am 6. Oktober gastiert in der SZENE Salzburg die Gesangskapelle Hermann mit ihrer Jubiläumsrevue. Das Domkonzert der Kulturtage, 16. Oktober, gilt heuer Joseph Haydns Harmoniemesse B-Dur. Er wolle, so Thomas Heißbauer, die Tradition des Sakralmusik aufrecht erhalten und in Absprache mit Domkapellmeister Janos Czifra „Werke aufs Programm nehmen, die im Konzert nicht gespielt werden und in der Liturgie auch nicht richtig passen“.
Klassik + Kulinarik am 17. und 18. Oktober im Kavalierhaus Klessheim findet heuer zu Mozarts Musikalischem Spaß statt. Es spiel das Mozarteum Quartett, es kocht Roland Essl. Beim Essen und beim Zuhören wird geschwiegen. Klassik + Kulinarik seien „absolut gleichwertig“, betont Thomas Heißbauer. Er selber trägt ein Musik:Kaleidoskop bei: In diesem Format spricht der Kulturvereinigungsleiter mit dem Publikum über jeweils ein Werk, das demnächst im Konzert erklingen wird. Hier geht es um Strawinskys Feuervogel als Einstimmung auf die Konzerte mit dem Seoul Philharmonic Orchestra von 19. bis 21. Oktober. Auf dem Programm stehen weiters Werke von Sibelius und Unsuk Chin. Es dirigiert Osmo Vänskä, Cellosolist ist Nicolas Altstaedt: „Drei kulturen-verbindende Konzerte mit koreanisch-finnischen Einschlägen.“
Die Salzburger Kulturtage von Kulturtage von 8. September bis 23. Oktober - www.kulturvereinigung.com
Bilder: Salzburger Kulturvereinigung (2); Stills vom Pressegespräch (2)