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Schnell noch Weihnachtslieder pflücken

REPORTAGE / VOLKSLIEDWERK

24/12/21 Es soll ja heuer nicht nur ein besinnliches, sondern tunlichst auch ein kontaktreduziertes Fest werden. Der einzige Weihnachtslieder-Könner in der Runde um den Christbaum fällt aus, weil er Impfverweigerer ist? Es ist schon arschknapp – aber noch ist nicht alles verloren.

Von Reinhard Kriechbaum

Es stehen ja, so wie im Vorjahr auch schon, Weihnachtslieder-Bäume in der Stadt herum. Was das ist? Christbäume, die nicht mit Goldkugeln und Lametta geschmückt sind, sondern mit Liedblättern. Die darf man einfach pflücken und mit nach Hause nehmen. Die Blätter gehen nicht aus, sie werden regelmäßig ergänzt. „Im letzten Jahr waren es 1.500 Zettel, die ich eigenhändig täglich auf den sechs Bäumen in der Salzburger Altstadt verteilt habe“, erzählt Elisabeth Radauer vom Salzburger Volksliedwerk. Heuer sind es viel mehr, und die Aktion ist auch nicht mehr auf die Stadt Salzburg beschränkt. Weihnachtslieder-Bäume gab und gibt es in diesem Advent auch in Vigaun, in Saalfelden und Lofer, beim Schloss Ritzen in Saalfelden und in St. Michael im Lungau. Auf dem Stille-Nacht-Platz in Oberndorf auch, no na.

Heuer galt es viertausend Blätter auf 16 Bäumen zu verteilen. „Erfreulicherweise haben sich einige hilfsbereite Damen gefunden, die Patenschaften für die Bäume übernommen haben und diese täglich bestücken“, freut sich Elisabeth Radauer. „Bei dieser Tätigkeit kommt es oft zu netten Begegnungen. Manchmal singt man sogar spontan ein Lied mit Passanten!“

„Die Aktion ist mir letztes Jahr spontan eingefallen, nachdem das Salzburger Volksliedwerk die beliebten weihnachtlichen Singstunden absagen musste“, erzählt Elisabeth Radauer. Bei einem abendlichen Spaziergang durch die „gespenstisch leere Altstadt“ haben sie und ihr Mann Sepp Radauer einige einsame, ungeschmückte Tannenbäume entdeckt und befunden, dass  dieser „trostlos anmutende Zustand“ geändert gehört. „Gesagt getan: Kulturabteilung Magistrat Frau Karin Schierhuber angefragt, Lieder ausgewählt, Layout für Liedblätter gestaltet, bei der Hausdruckerei des Landes witterungsbeständiges Material bestellt, rote Bänder besorgt und schon ging´s los!“

Na schön. Aber was macht jemand, der's nicht so hat mit dem Notenlesen? „Ihr Kinderlein kommet“ sollte auch ohne Musikausbildung einigermaßen gehen, „O Tannenbaum“ wohl auch. Es hängen keine Raritäten am Baum, sondern Lieder, die zum Allgemeingut rechnen. Und ein heißer Tipp: Wer heute nicht mehr in die Stadt kommt, kann sich auch auf der Homepage des Salzburger Volksliedwerks die Dateien runterziehen – und dazu auch gleich Audio- und Videofiles. Da kann man dann dazusingen. Auf einem dieser Files sieht man Thomas Schallaböck mit der Drehleier, er singt mit einer Kinderschar „Jetzt fangen wir zum Singen an“. Vor dem Baum am Platzl haben sich Elisabeth Radauer (mit der Gitarre) und eine Kindergruppe versammelt. Neugierig lugt eine Passantin einem Mädchen ins Notenblatt. In der Franziskanergasse heben zwei Weisenbläser neben den Baum zu spielen an, und prompt beginnen Passantinnen Noten vom Baum zu pflücken. Man sieht: Es funktioniert!

Hier stehen Weihnachtslieder-Bäume: Kajetanerplatz, Mozartplatz, Residenzplatz, Franziskanergasse, Alter Markt, Pferdeschwemme, Staatsbrücke, Platzl, Haus der Volkskultur
Notenblätter, Audio- und Videofiles zum Download – www.salzburgervolksliedwerk.at
Bilder: Salzburger Volksliedwerk

 

 

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