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Ein Hoch auf die Bier-Litaneien

BACHGESELLSCHAFT / MICHAEL SCHNEIDER

18/08/21 Die Salzburger Bachgesellschaft eröffnet ihre Spielzeit traditionell am 15. August, also zu Maria Himmelfahrt, seit einigen Jahren in der Pfarrkirche Mülln. Heuer fiel das Marienfest auf einen Sonntag, das Programm wurde mit Werken von Michael Haydn und Mozart besonders festlich bestückt.

Von Horst Reischenböck

Seit 1991 gibt es schon diese Konzerte zu Ferragosta, über die Jahrzehnte meist von Albert Hartinger betreut. Nun von Michael Schneider, der auch dem Chorus Viennensis vorsteht. Schon damals spielte das Salzburger Barockensemble, dessen Klangbild diesmal je ein Paar Natur-Hörner, Clarin-Trompeten und Pauken aufmischten. Im solistisch besetzten Streichquintett zeigte Frank Stadler, dass er auch im Spiel auf einem Originalinstrument absolut sattelfest ist. Dazu fünfzehn Damen und Herren des Collegium Vocale.

Mozarts Messe C-Dur KV 262 ist heutzutage eher selten im liturgischen Rahmen zu hören. Was heute nur mehr schwer vorstellbar wäre: Bernhard Paumgartner pflegte dieser Komposition Teile zu entlehnen, um damit zu Festspielzeiten den Torso der c-Moll-Messe in St. Peter zu vervollständigen.

Zwischen Gloria und Credo stand Mozarts Epistelsonate C-Dur KV 329. Erzbischof Colloredo monierte einst Mozart gegenüber, dieser habe zu wenig für die Kirche geschaffen und hieß nach dessen Weggang dann Michael Haydn als Musik zwischen den Lesungen Graduale komponieren. So entstand jenes berührende Lauda Sion MH 215. Vom Salzburger Haydn hörte man auch das Offertorium Tres sunt MH 183 mit den auch von Mozart bewundertenKontrapunkkünsten.

Am Beginn der Programmfolge, die schön die Kirchenmusikpraxis in der Colloredo-Zeit spiegelte, stand Michael Haydns 1792 komponierte „Litaniae de venerabili Sacramento“ MH 532, die der „Salzburger“ Haydn ein Jahr nach Mozarts Tod schuf. Eigentlich befürwortete damals der von der Aufklärung beseelte Erzbischof deutschsprachige Vertonungen. Leopold Mozart schrieb in dem zusammenhang abschätzig von „Bier-Lytanien“ – um also nach der kirchlichen gebetsübung wieder rasch dem Trunk zusprechen zu können, dem Michael Haydn auch nicht abhold war. Zu einem solchen lud der Abt des Klosters die Anwesenden nach dem Konzert ins benachbarte Bräustübl.

Die vielen Rufe sind in dieser Sakramentslitanei nahtlos aneinandergefügt. Virgil Hartinger konnte als Solist im ariosen „Stupendum“ seinem tenoral weichen Schmelz freien Lauf lassen. Grandiose Zugabe dann noch Haydns „Salve Regina“, unter Michael Schneiders Händen wie alles zuvor subtil gestaltet. Dieses Stück kann man, gesungen vom Collegium Vocale, übrigens auch auf Youtube nachhören.

www.salzburger-bachgesellschaft.at
Das Salve Regina von Michael Haydn auf Youtube
Bild: Filmstill

 

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