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Sehr viel Arbeit für wenig Geld

CORONA-GESPRÄCH (1)

13/04/21 Für Kunst und Kultur schaut es nach einem Jahr quasi Dauer-Lockdown noch immer nicht gut aus. Im mica-Interview befragte Didi Neidhart aus der Salzburger Szene: Astrid Rieder (trans-Art), Jürgen Vonbank (Minerva Records/Freakadelle), Wolfgang Descho (Rockhouse), Susanne Lipinsiki (Kollektiv Kollinski) und Marco Döttlinger (Ensemble names/Sweet Spot) zur aktuellen Lage.

Von Didi Neidhart

Mica: Welche Konsequenzen hat der Lockdown seit knapp über einem Jahre für euch? Könnt ihr euch den Nicht-Betrieb bei laufenden Kosten überhaupt noch leisten? Wie ist die Stimmung?
Susanne Lipinski:  Unsere Stimmung ist gut. Wir kommen gerade von einer zweiten Online-Veranstaltung von „Austropopo“, noch bevor die Premiere der Live-Show bei unserem Koproduktionspartner ARGEkultur stattfinden hat können. Wir können uns laufende Kosten über Projektgelder leisten, wissen aber nicht, wann wir wieder Live spielen können. Wir sind auch in zwei Ansuchen-Verfahren für nächste Projekte.
Wolfgang Descho: Das Rockhouse versucht seit Beginn der Krise, und zwar durchaus erfolgreich, mit Live-Streaming-Aktivitäten das Kulturgeschehen zumindest am Laufen zu halten. Auf jeden Fall konnten viele Erfahrungen gesammelt werden und einiges dazu gelernt werden. In der Zeit, wo es erlaubt war, veranstalteten wir Konzerte mit einem Covid-19-Konzept, das, so wie bei allen anderen Kulturveranstaltern in Salzburg, null Ansteckungen mit sich brachte… Dank der Subventionen ist der Betrieb noch leistbar.
Astrid Rieder: Für mich ist die Stimmung als „trans-Art“-Künstlerin sehr angespannt. Ich konnte ob meines familiären Umfeldes künstlerisch weiterarbeiten und die einmal im Monat stattfindende „do trans-Art“-Serie auch im Corona-Jahr verwirklichen. Das sehe ich als großes Glück an. Aber gerade dieses hängt an einem seidenen Faden. „trans-Art“ auf Reisen nach außen zu tragen, ist jedoch nur in wenigen Fällen in den Luftlöchern zwischen den Lockdowns gelungen.
Jürgen Vonbank: Stimmungsmäßig ist man natürlich genervt von der Gesamtsituation. Da geht es wohl jedem gleich. Für einen Plattenladen wie Minerva Records bedeutet das vor allem, sich ständig anpassen zu müssen und in der Regel sehr viel Arbeit für wenig Geld. Denn unsere bestehenden Abläufe anzupassen, das Mail-Order-Angebot zu intensiveren und Zustellung anzubieten, bedeutet zunächst mal eine massive Steigerung des Arbeitsaufwandes bei wesentlich weniger Umsatz.

Ohne das Entgegenkommen unseres Vermieters wäre es wohl nicht möglich gewesen, bis heute durchzuhalten. Beim Verein Freakadelle hat uns die NPO-Förderung vom letzten Jahr, sowie unsere Mitgliedsbeiträge und ein Crowdfunding geholfen über die Runden zu kommen. Wir hoffen nun auf einen neuen Zuschuss aus dem NPO-Topf.
Marco Döttlinger: Auch wenn viele geplante Projekte als Stream stattfinden konnten, hat der Lockdown doch großen Einfluss auf alles. Die ganze Situation kostet viel Energie und macht (trotz Online-Plattformen etc.) ein ungezwungenes Sich-Austauschen etc. sehr sehr schwer. Gerade weil diese soziale Komponente für uns sehr wichtig ist, haben wir die geplanten Termine unserer Reihe „Sweet Spot“ verschoben.

Mica: Inwiefern seid Ihr in Kontakt mit den für Kultur zuständigen Stellen bei Land, Stadt und Bund? Werden genügend Infos zu wichtigen Fragen, etwa auch hinsichtlich des Salzburger Kulturentwicklungsplans, angeboten?
Susanne Lipinski: Wir sind in laufendem Kontakt mit allen Gebietskörperschaften, die wir auf Beamtenebene als sehr unterstützend finden. Von der Politik finden wir uns auf Bundes- und Stadtebene noch zu wenig gehört im Sinne von: Wann können wir spielen, wie können/sollen wir planen? Vom Land Salzburg haben wir eine COVID-19-Zusatzförderung bekommen, auch in der Stadt können wir versuchen, um zusätzliche COVID-19-Gelder anzusuchen. Der Dachverband Salzburger Kulturstätten und die IG Kultur sowie auch die IG Freie Theaterarbeit stellten sich in der Krise als Informationsübermittlerinnen und -übermittler und Felsen in der Brandung da – wir hatten nicht das Gefühl „alleine Kämpfen zu müssen“. Auch das Commitment der Stadt- und Landpolitik war groß: Einige Gespräche direkt mit den Verantwortlichen lassen uns hoffnungsfroh in die Zukunft blicken: Probenhaus für die freie Tanz- und Theaterszene in Salzburg, durchgehende prozessorientierte Förderung statt Projektförderung, „Fair Pay“, Gastspielförderung Land Salzburg wären für unsere Weiterentwicklung enorme Bereicherungen und werden, so hoffen wir, bald umgesetzt.
Wolfgang Descho: Regelmäßigen Kontakt gibt es mit Stadt und Land Salzburg, manchmal auch mit dem Bund.
Astrid Rieder:Ich habe für das Erscheinen des Tagungsbands „SUMMIT of trans-Art 2020“ um Gelder bei Stadt, Land und Gemeinde angesucht. Diese wissenschaftliche Tagung wurde im letzten August 2020 in meinem Atelier in Wals-Siezenheim durchgeführt. Die Unterstützung vonseiten der Stadt ist gleich null, vom Land jedoch konnte ich einen hilfreichen Betrag erhalten. Auch die Gemeinde Wals-Siezenheim wird mich mit einer Spende unterstützen.
Jürgen Vonbank: Wir sind hier mit niemanden in Kontakt und bis auf die üblichen Newsletter-Aussendung ist auch niemand auf uns zugekommen.
Marco Döttlinger: Aus meiner Sicht: Ja! (Wird fortgesetzt)

DrehPunktKultur dankt seinem Kooperationspartner Mica Austria. Das Interview mit den Vertreterinnen und Vertretern der Salzburger Szene ist nachzulesen auf - www.musicaustria.at 
Bilder: www.astrid-rieder.com ; www.musicaustria.at
Zum zweiten Teil Streamen hat seine Grenzen
Zum dritten Teil Ein „Like“ ist kein Feedback

 

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