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Klangpracht für den noch nicht gebauten Dom

KULTUR – VIRTUELL

27/12/20 Aus Cremona kamen in der Barockzeit nicht nur tolle Geigen. Es ist auch die Geburtsstadt des Komponisten Tiburtio Massaino (1550-1609), der in der Salzburger Musikgeschichte ganz kurz eine Rolle spielte. An ihn erinnert die Salzburger Bachgesellschaft mit einem Online-Weihnachtsgruß.

Originelle Berufskombinationen waren damals möglich. Tiburtio Massaino, geboren vor 1550 und gestorben nach 1609 (nichts Genaues weiß man nicht), war Augustinermönch. In Innsbruck, am Hof von Erzherzog Ferdinand II., Hofkaplan und Sänger in in dessen Hofkapelle. Von dort hat ihn der Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich 1590 nach Salzburg abgeworben und mit der Neuorganisation der Hofmusikkapelle betraut. Eine lange Karriere war ihm hier nicht gegönnt, denn schon 1591 wurde er wegen eines Sittlichkeitsdelikts angeklagt, verurteilt und des Landes verwiesen. Immerhin: Als Komponist war Tiburtio Massaino zu dieser Zeit schon eine internationale Berühmtheit, und so ist er nach oben gefallen: Nach Diensten in Prag am Hof Kaiser Rudolfs II. ging er wiederzurück in sein Heimatland und wirkte als Maestro di cappella an den Kathedralkirchen von Piacenza, Cremona und Lodi.

Das Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft hat unter der Leitung von Klaus Eibensteiner nun einige weihnachtliche Werke aus der Salzburger Musikgeschichte in der Pfarrkirche Mülln aufgenommen und online gestellt. Darunter die Motette Gabriel Angelus von Tiburtio Massaino. Wenn man dieses klangrächtige achtstimmige Vokalstück hört, möchte man sich gerne die Raumwirkung im Salzburger Dom dazu vorstellen – aber so weit war es damals, zu Lebzeiten des Komponisten, noch nicht: Da waren die mittelalterlichen Gebäude, auf deren Areal der Dom entstehen sollte, noch nicht einmal niedergerissen. Die Raummöglichkeiten des neuen Gotteshauses konnte dann erst Stefano Bernardi (1577-1637) auskosten, von dem das Collegium Vocale auf Youtube die Motette Hodie Christus natus est hören lässt.

Im übrigen hofft die Bachgesellschaft das Beste für den Rest der Saison und hoffe – wie man optimistisch in einer Presseaussendung schreibt – das angekündigte Programm „innerhalb kürzester Zeit nach dem Ende der derzeitigen Maßnahmen, in leicht abgeänderter Gestalt, präsentieren“ zu können. „Wir planen auch einen regulären Konzertzyklus ab Ende März. Die Brandenburgischen Konzerte von Bach sind für den 21. März in der Großen Aula angekündigt, als Passionskonzert sind Jan Dismas Zelenkas Lamentationes Jeremiae vorgesehen. Die King's Singers sind wieder einmal eingeladen und als erste Wiederaufführung seit 1720 soll das dramatische Oratorium Assalonne von Antonio Caldara erklingen. (dpk-krie)

Tiburtio Massaino: Gabriel Angelus à 8 (Collegium Vocale Salzburg)
Weihnachtliche Musik aus Salzburg interpretiert vom Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft:
Stefano Bernardi: Hodie Christus natus est 
Michael Haydn: Salve Regina 
Franz Xaver Gruber: Stille Nacht
Bilder: Filmstills

 

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