Mit Sicherheit kein Abstand zur Neuen Musik!
STIFTUNG MOZARTEUM / DIALOGE 2020
30/09/20 Seit 15 Jahren gibt es die Dialoge. Heuer steigt das zeitgenössische Musikfestival der Stiftung Mozarteum von 20. bis 29. November. Dialoge-Intendant Chef Andreas Fladvad-Geier: „Trotz Sicherheitsabstand, oder gerade deswegen, ist es uns wichtig im Dialog zu bleiben.“ Ein Schwerpunkt gilt Helmut Lachenmann zum 85er.
Von Heidemarie Klabacher
Auch wenn die 2020er-Ausgabe mehr Sensibilität und Flexibilität verlange, werde der „Dialoge-Dialog“ einmal mehr Ausführende und Publikum sowie Musik verschiedener Zeiten und Stile zusammenbringen. Geplant sei ein aufregendes Festival für Stadt und Land Salzburg, „auf das sich Kenner wie Neulinge gleichermaßen einlassen können“, so der Dialoge-Intendant Andreas Fladvad-Geier.
Zu Gast sein werden Helmut Lachenmann, Daniel Hope mit dem Zürcher Kammerorchester, Elektro Guzzi mit dem Stuttgarter Kammerorchester, Mirga Gražinytė-Tylamit dem City of Birmingham Symphony Orchestra, BartolomeyBittmann oder Christoph Sietzen zusammen mit dem L’Orfeo Barockorchester
Besonders feiern werden die Dialoge den Komponisten Helmut Lachenmann. „Beim Eröffnungs-Dialog am 20. November treffen mit Helmut Lachenmann und Johannes Maria Staud zwei Komponisten-Generationen aufeinander.“ Gleich anschließend folgt als Konzert in zwei Teilen die traditionelle „Lange Nacht der KomponistInnen“ in Koproduktion mit der Universität Mozarteum. Helmut Lachenmann, er feiert am 27. November seinen 85. Geburtstag, werde bei den ihm gewidmeten Konzerten anwesend sein. Auch auf der Bühne, etwa als Sprecher in Zwei Gefühle – Musik mit Leonardo. Das junge Trio Catch verbindet Lachenmann mit Johannes Maria Staud und Mirela Ivičević. Studierende der Universität Mozarteum präsentieren gemeinsam mit dem œnm . œsterreichisches ensemble fuer neue musik unter Johannes Kalitzke einen Querschnitt durch Lachenmanns Werk.
Klassischer Streicherklang und elektronische Sounds verschmelzen beim Aufeinandertreffen der Wiener Live-Techno-Band Elektro Guzzi mit dem Stuttgarter Kammerorchester. Dieses Konzert stehe exemplarisch für die Vielfalt des Festivals, so Andreas Fladvad-Geier. Das erste Festival-Wochenende beschließt das City of Birmingham Symphony Orchestra unter der Leitung von Mirga Gražinytė-Tyla, das seinen 100. Geburtstag im Rahmen einer Europatournee auch in Salzburg feiert. Bei „Baroque meets Contemporary“ spielt der Multipercussionist Christoph Sietzen zusammen mit dem L’Orfeo Barockorchester Werke von Bach in Bearbeitungen für Marimba. „Die Barock-Werke treten in Dialog mit zeitgenössischen Stücken von Georg Friedrich Haas und einer Uraufführung von Manuela Kerer“, erläutert der Festival-Leiter.
Das zweite Festivalwochenende werde zum Großteil unter Schweizer Flagge segeln: „Salopp als einen Easy Listening-Abend der Neuen Musik“ bezeichnet werden könne das Konzert des Zürcher Kammerorchesters mit Werken von Philipp Glass, Arvo Pärt, Max Richter und Daniel Schnyders Purple Haze unter der Leitung des Geigers er Daniel Hope. Der Bassbariton Douglas Williams entführt mit Kurt Weill, Leonard Bernstein, Cole Porter und einer Uraufführung des englischen Komponisten Ian Bell und zusammen mit seinem Klavierpartner Levi Hammer auf einen amerikanischen Late Night-Liederabend: I hear America singing wird in der neuen Spielstätte der Stiftung, der Villa Vicina - also der Villa Nachbarin, gleich nebenan in der Schwarzstraße - stattfinden.
Igor Strawinskys Geschichte vom Soldaten“ erzählt das œnm zusammen mit der Schauspielerin Isabel Karajan. Das Dialoge-Festival endet traditionell mit Mozarts Requiem, heuer kommt das Fragment ohne Ergänzungen von fremder Hand zur Aufführung, in einer verkleinerten Besetzung mit der Camerata Salzburg (die bis 29. November wohl wieder aus der Quarantäne entlassen sein wird) und dem Bachchor Salzburg unter der Leitung von Oscar Jockel.
Dialoge für die ganze Familie bietet in Koproduktion mit der Bayerischen Staatsoper München Der Rattenfänger im Marionettentheaters zu Musik von Igor Strawinsky, Béla Kovács und Jörg Widmann.
Wieder geben wird es die musikalisch-kontemplativen Dialoge-Meditation in der Stiftskirche St. Peter, heuer mit dem Dirigenten und Cellisten Peter Tilling und Mitgliedern des Ensemble Risonanze Erranti, sowie „die delikaten Brunch-Konzerte“. Das Konzertformat Ortswechsel vollziehe einen ebensolchen und gehe ins Netz, erklärt Festival-Chef Andreas Fladvad-Geier: „Die kleinen aber feinen Festivalhäppchen, die die Jahre zuvor an verschiedenen öffentlichen Orten in der Stadt zu finden waren, werden vom Ensembles NAMES täglich um 14 Uhr online serviert.“
Seit Jahren bietet die Stiftung bei freiem Eintritt Orgel zu Mittag. Dieses Format werde ins Dialoge-Programm einziehen, „um die Propter Homines-Orgel vor dem Umbau des Pausenfoyers noch einmal in konzentrierter Form erklingen zu lassen“. Hannfried Lucke (Vizerektor und Professor für Orgel an der Uni Mozarteum) gestaltet fünf Mini-Konzerte von jeweils dreißig Minuten Dauer. Gespielt wird abwechselnd zur Mittagszeit oder am Nachmittag. Auch hier folgt man dem Dialoge-Konzept, es werden klassische wie zeitgenössische Orgelwerke erklingen.
Dialoge von 20. bis 29. November – das Programm als pdf zum Download unter mozarteum.at
Bilder: ISM / Lebrecht Music and Arts Photo Library (1); Wolfgang Lienbacher (1); Elia Roman (1); Alex Hoerner (1)