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Cavaliere Wolfgango in Haydn-Topform

MOZARTEUMORCHESTER / HEIMSPIEL / MINASI

24/07/20 Zerstreuung und geistvolle Unterhaltung auf höchstem Niveau schüttete des Genius loci  Füllhorn über seine Divertimenti. Mozart erkundete darin Klang-Möglichkeiten sonder Zahl.

Von Horst Reischenböck

Das Nannerl-Septett D-Dur KV 251 erklang beim letzten offiziellen Heimspiel des Mozarteumorchesters unter Riccardo Minasi im Orchesterhaus in opulenter chorischer Streicherbesetzung. Angeblich handelte es sich beim Anlass um den 25. Namenstag (Geburtstage wurden damals nicht gefeiert) der Schwester 1776, das Datum 30. Juli passt jedenfalls. Maria Anna Walburga Ignatia, mit dem Kosenamen „Nannerl“ gerufen, wird wohl angetan gewesen sein, von dem was ihr der Bruder da zugedacht hat: Beginnend mit dem spritzig anspringenden Allegro molto bis zu dem von zwei Menuetten flankiert zauberhaften Andantino. Das ist hörbar eine Liebeserklärung an die sonst oftmals von Wolfgang durch verbale Späße malträtierte Sorella. Heute bietet das Stück den Oboistinnen gute Gelegenheit sich tonschön zu verströmen, um virutos ins elektrisierende Rondeau einzusteigen.

Über den nachfolgenden vier Sätzen steht im Autograph Concerto ò sia Divertimento à 8 del Sgr. Cavaliere Amadeo Wolfgango Mozart in Milano nel Mese Novemb: 1771. War Joseph Haydn der Meinung, Italiens Musiker wären nicht imstande, seine Sinfonien angemessen zu spielen, so wusste sein Kollege Mozart durchaus schon in jungen Jahren Haydns klingende Meriten heraus zu kitzeln. Immer noch verblüfft, wie Wolfgang nach erstem Kennenlernen der Werke Haydns im Divertimento Es-Dur KV 113 ein Klarinetten-Duo einsetzt!

Für das am Donnerstag (23.7.) im Orchesterhaus aufgeführte Divertimento D-Dur KV 173a müssen im Herbst 1773 in Wien exzellente Virtuosen des ventillosen Naturhörns vorhanden gewesen sein. Das beweisen das Allegro-Hauptthema im Kopfsatz und die Herausforderungen im zweiten Menuett. Die Bläser und Streicher des Mozarteumorchesters bekundeten ihre Freude am gemeinschaftlichen Musizieren, folgten motiviert und aufgeweckt Minasis beschwörendem Dirigat. Schade, dass, der Abend nicht aufgezeichnet wurde: Er hätte ein würdiges Dokument ergeben.

Bild: dpk-klaba
Zur dpk-Besprechung des ersten Heimspiels
Aufregend wie „beim ersten Mal"

 

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