Noch ist die Krise ist nicht vorbei
PHILHARMONIE SALZBURG / INTERVIEW
16/06/20 Ohne Geld keine Musik hieß es für Musikerinnen und Musiker. Nicht wenigen der 130 freischaffenden Mitglieder der Philharmonie Salzburg stand finanziell das Wasser bis zum Hals. Und darüber. Das Orchester half aus, so gut es ging. Autokonzert und Autokino ermöglichen erste Einnahmen. Aber die Krise und ihre wirtschaftlichen und sozialen Folgen sind noch nicht überstanden. Die Dirigentin Elisabeth Fuchs im Gespräch.
Wie gingen und Philharmonie Salzburg und die Kinderfestspiele urch die Corona-Phase? Wie könnte das „Danach“ aussehen?
Elisabeth Fuchs: Meine Musikerinnen und Musiker sind freischaffend, sie verdienen nur dann Geld, wenn sie auf der Bühne musizieren oder für Konzerte proben. Das Konzertverbot ab 11. März war ein schwerer Schlag.
Während der kulturfreien Coronazeit habe ich micht gefragt, wie Live-Veranstaltungen mit Künstleriinnen und Künstlern auf einer Bühne mit sicherer Distanz zu anderen und doch gemeinsam stattfinden können. Ich möchte mit Autokonzert Auftrittsmöglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler schaffen, aber auch Einnahmen für die Branche erwirtschaften. Hoffnungsvoll blicke ich in den Herbst, wo wir durch viele Konzertverschiebungen nahezu wöchentlich konzertieren - da freue ich mich drauf! Aber aktuell erleben viele Freischaffende finanziell sehr schwierige Zeiten.
Es gibt aber einen Härtefond, Unterstützung seitens der Künstlersozialkasse oder diverse Stipendien.
Elisabeth Fuchs: Ja, das stimmt und hier auch großes Kompliment an die Regierung, aber viele meiner Musikerinnen erfüllen da leider diverse Anforderungen nicht und erhalten somit nichts aus den verschiedenen Fonds. Da versuchten und versuchen weiterhin wir als Philharmonie Salzburg finanziell zu helfen bzw. organisieren private Unterstützung. Hier auch ein großes DANKE an alle, die spenden und an alle die in der Jetzt-Zeit Karten und Abos kaufen. Das hilft uns liquide zu bleiben
Wenn Sie vom Betrieb sprechen, meinen Sie die Mitarbeiterinnen im Büro?
Elisabeth Fuchs: Ja, so ist es. Wir haben 130 freischaffende Musikerinnen und Musiker. Das Organisationsteam bestehend aus insgesamt zehn angestellten Mitarbeiterinnen. Diese organisieren in der Normalzeit jährlich rund hundert Orchesterkonzerte und rund hundert Kammerkonzerte. Sie befinden sich seit 1. April in Kurzarbeit. So können wir die Fixkosten reduzieren in einer Zeit wo weniger los ist und die Arbeitsplätze für die Zukunft sichern.
Wenn Sie vom „danach“ sprechen, ob Sommer oder Herbst oder gar Winter, wie könnte das aussehen?
Elisabeth Fuchs: Eine Rückkehr in die Konzertsäle wird uns sicher sehr ungewohnt vorkommen. Wir werden auf eine Gesellschaft treffen, die respektvoller in der Begegnung und im Miteinander ist. Was bleibt ist die Kraft und das Verbindende der Musik. Wir müssen sie zurück auf die Bühne bringen und als gemeinsames Fest erlebbar machen.
Sie sind also zuversichtlich was die Klassik-Branche betrifft?
Elisabeth Fuchs: Ja, ich bin zuversichtlich, dass das Publikum nach der Corona-Krise wieder in die Konzertsäle kommt, denn die Sehnsucht nach Live-Erlebnissen ist ungebremst, wenn nicht sogar stärker geworden.
Gibt es ein Projekt auf das Sie sich im Herbst besonders freuen?
Elisabeth Fuchs: Sooo viele tolle Konzertprojekte - wirklich! Aber sicher ein Favorit vor allem angesichts der aktuellen Lage, ist die 9. Beethoven am 22. Oktober im Großen Festspielhaus. Das wird ein ganz großes „WIR“ mit toller Musik und ausnahmslos positiver Energie, da freu ich mich drauf!
Als gemeinnützige Vereine finanzieren sich die Philharmonie Salzburg und die Kinderfestspiele vor allem durch Eintrittsgelder und Spenden. 25 Ihrer Musikerinnen und Musiker sind in einer prekären Situation.
Elisabeth Fuchs: Durch Ihren Kartenkauf oder Ihre Spende jetzt helfen Sie uns, unseren Kurzarbeit-Betrieb aufrecht zu erhalten und Orchestermitgliedern in der Notlage sofort zu unterstützen. (PhS)