Charly Chaplin hat komponiert!
CAMERATA SALZBURG / SAISON 2020/21
23/04/20 Die Camerata Salzburg ist seit ihrer Gründung 1952 innig mit Salzburg verbunden. Aber nur einen Bruchteil seiner Auftritte absolviert das weltweit gefragte Kammerorchester in seiner Heimat. Der Abo-Zyklus im Großen Saal des Mozarteums – fünf Konzerte jeweils Freitag abends und Sonntag vormittags – gehört zum musikalischen Nervensystem der Stadt.
Von Heidemarie Klabacher
„Immer schon fasziniert mich der Anspruch des Ensembles, mit jedem Konzert einzigartige musikalische Momente zu schaffen. Diese Haltung ist der Ausgangspunkt für die Wahl der Werke wie der künstlerischen Partner“, sagt Geschäftsführer Shane Woodborne. Solisten und Partner für die kommende Saison die Geigerinnen Janine Jansen und Lisa Batiashvili, die Pianisten Hélène Grimaud und der Pianist Víkingur Ólafsson, der Bratschist Amihai Grosz, sowie die Dirigenten Andrew Manze und François Leleux. Letzterer ist auch als Oboist künstlerischer Partner der Camerata.
Die Saison eröffnet die Camerata Salzburg – hoffentlich planmäßig am 2. und 4. Oktober – gemeinsam mit Hélène Grimaud, mit der das Orchester zu Jahresbeginn Mozart-Klavierkonzerte eingespielt hat. Die wechselseitige Begeisterung bei den Aufnahmen habe zum Plan geführt, mit der Pianistin längerfristig zusammen zu arbeiten. Auf den Salzburg-Auftakt soll eine große Europatournee mit 18 Stationen in Frankreich, Luxemburg, Deutschland und der Schweiz folgen. Auf dem Programm stehen die Mozart Klavierkonzerte KV 459 F-Dur und KV 466 d-Moll – welches Grimaud mit der Fantasie d-Moll einleiten wird. Anlässlich des Beethoven-Jahres wird auch das Streichquartett f-Moll op. 95 Quartetto serioso gespielt - in chorischer Streicherbesetzung, einem „Markenzeichen der Camerata“, wie Shane Woodborne betont. „Musikalischer Leiter in allen Konzerten mit Grimaud wird unser neuer Konzertmeister Giovanni Guzzo sein.“
Einer der regelmäßigen Künstlerischen Partner der Camerata, der Dirigent und Oboist François Leleux, werde die Camerata „auf eine musikalische Reise nach Prag führen“: Auf dem Programm des zweiten Saisonkonzertes stehen Werke Mozarts, „die auf Engste mit der tschechischen Hauptstadt verbunden sind“ sowie das Amerikanische Streichquartett von Antonín Dvořák, ebenfalls in chorischer Streicherbesetzung.
Mit Janine Jansen habe eine der „bedeutendsten Geigerinnen unserer Zeit ihre Liebe zur Camerata entdeckt“. Die Niederländerin, „die nun regelmäßig mit der Camerata musiziert“, spielt beim dritten Saisonkonzert unter der Leitung von Camerata-Konzertmeister Gregory Ahss Mozarts Violinkonzert KV 216 und, zusammen mit Amihai Grosz als Viola-Solisten, in der Sinfonia concertante KV 364. Darauf ist Geschäftsführer Shane Woodborne besonders stolz: „Das Programm mit Janine Jansen ist Teil der Abonnementreihe im Wiener Konzerthaus. Konzerthaus-Leiter Naske hat unsere Akademie heuer bei der Mozartwoche gehört und wollte für seinen Zyklus spontan etwas „ganz Ähnliches“, erzählt Shane Woodborne,
Das Konzert mit Lisa Batiashvili sei „beinah sein Lieblingskonzert“, sagt der Cellist Shane Woodborne, „Sie hat unter dem Titel City Lights ein Programm zusammen gestellt mit Musik zu Städten, zu denen sie einen engen Bezug hat. Das wird ein überraschendes und ungewöhnliches Camerata Programm“, verspricht Woodborne. Überraschend ist tatsächlich, bei den Kompnisten den Namen Charlie Chaplin zu entdecken: „Ja wirklich, er hat auch komponiert. Es sind meist kleinere Stücke für Violine und Klavier, die für Orchester instrumentiert werden.“ Die gebürtige Georgierin wollte an das „künstlerische Universalgenie Charlie Chaplin erinnern“, daraus entwickelte sich eine autobiographische musikalische Tour, auf der Batiashvili mit beziehungsreichen Musikwerken bedeutsame Orte ihres Lebens und ihrer Laufbahn aufsucht - von Hollywood bis Tiflis, von Buenos Aires bis Berlin, von New York bis Wien.
„Man kann Sinfonien von Haydn oder Mozart als geruhsam oder auch mal als langweilig erleben – oder mit überraschender neuer Lebendigkeit.“ Garant für letzteres ist für Shane Woodborne der Dirigent Andrew Manze. „Es ist einfach toll, wie er mit der Wiener Klassik umgeht. Es ist immer erhellend und etwas ganz besonders, wenn man mit ihm Mozart oder Beethoven spielt.“ Die gegenseitige Euphorie nach der ersten Zusammenarbeit 2016 habe zu zahlreichen gemeinsamen Projekten geführt und verspriche auch in Zukunft intensive Zusammenarbeit. Zwei Haydn-Symphonien und Mozarts Klavierkonzert c-Moll mit dem isländischen Starpianisten Víkingur Ólafsson stehen auf dem Plan.
Die Saisonkonzerte vier und fünf werden wegen des Umbaus im Mozarteum in der Großen Aula der Universität stattfinden, aus Kapazitätsgründen „aufgeteilt auf jeweils drei Konzerttage“.
www.camerata.at/konzerte
Bilder: Camerata Salzburg / Marco Borggreve (1); Jean-Baptiste Millot (1); Ari Magg (1)
Zum Interview mit Shane Woodborne
Von Schockstarre ist keine Rede