Wunderkinder unter sich
MOZARTEUMORCHESTER / ROBERTO GONZÁLEZ-MONJAS
25/10/19 Mit Mozart, Mendelssohn, Prokofjew und Schoeck – animiert vom Dirigenten und Geigensolisten Roberto González-Monjas – gestaltete das Mozarteumorchester am Donnerstag (24.10.) im Großen Saal des Mozarteums ein facettenreiches Konzert.
Von Horst Reischenböck
Serge Prokofjews Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 25 mit dem Attribut „classique“ eignet sich allemal perfekt dazu, am Beginn eines Abends Instrumentalisten und Hörer munter zu machen. Dazu brauchte es gar nicht das zusätzliche Klingelns eines Mobiltelefons. (Das Ersuchen zum Ausschalten, nicht nur vorneweg via Lautsprecher sondern auch im Programmheft gedruckt zu lesen, gilt offenbar nur für Andere…)
Der 31jährige Roberto González-Monjas ist längst auf internationalen Podien heimisch. In Prokofjews Ecksätzen ließ er von Anbeginn an keine Zweifel daran, dass es ihm nicht um durchaus auch mögliche Zurschaustellung vordergründig rasanter Virtuosität ging. So bot er der exzellenten Bläserriege locker Gelegenheit, sich in den formidabel sonoren Klangteppich der Streicher davor einzubinden. Zart modelliert gerieten das Larghetto und die geistvoll kapriziöse Gavotte, die Prokofjew später wohl deswegen auch in sein Ballett Romeo und Julia integrierte, zu tönenden Kabinettstückchen.
González-Monjas studierte einst bei Igor Ozim am Mozarteum. Von daher plausibel, dass ihm eine gewisse Affinität zum Genius loci eignet, die er im Anschluss daran in Wolfgang Amadés Violinkonzert Nr. 2 D-Dur KV 211 bewies. Bestrickend mit seinen reizvollen Gedanken steht es zu Unrecht doch meist im Schatten der nachfolgend noch populären Trias an Schwesterwerken. Gonzáles-Monjas schälte sich vorerst im Kopfsatz als „primus inter pares“ aus dem aufmerksam mit-agierenden Tutti. Entfaltete im anschließenden Andante sein Instrument tonschön über der differenziert abgestuften Basis und garnierte das tänzerische Finale mit durchaus passend eigenen Eingängen. Kantabel verinnerlicht war die Zugabe, eine Reminiszenz an die Heimat des Solisten: Manuel de Fallas Nana, das zärtlich dahin schwebende Wiegenlied aus dessen Siete canciones populares españa.
Der gebürtige Spanier Gonzáles-Monjas wirkt auch als Konzertmeister in Winterthur. Für ihn lag es also nahe, Othmar Schoecks Serenade für kleines Orchester op. 1 anzubieten, die damit vermutlich ihre Salzburger Erstaufführung erlebte. Sozusagen als „Bringschuld“, ist doch das Schaffen des großen Schweizer Komponisten bei uns so gut wie nicht bekannt. Daran änderte sich auch seit der konzertanten Aufführung von dessen Oper Penthesilea einst bei den Festspielen nichts. Die Serenade ist jedenfalls ein wirkungsvoll abwechslungsreich kurzer Einsätzer, der sein „klein“ nur auf die Reduzierung der Bläser als solistisch agierendes Quintett auf sich bezieht.
Den begeisternden Schlusspunkt setzte eine weitere, nicht oft zu hörende Rarität. 13 ist landläufig keine Glückszahl, und so veröffentlichte Felix Mendelssohn wohl nach einem Dutzend Streichersinfonien mit 15 Jahren eine nachfolgende Sinfonie c-Moll op. 11 als Nummer 1. In den umrahmenden Allegri energisch aufmüpfig, in das sich das Mozarteumorchester unter Roberto González-Monjas animierender Zeichengebung voll hinein katapultierte. Das Lied ohne Worte -Andante kostete das Orchester genauso verinnerlicht aus, wie das an Schubert gemahnende Trio im Menuett, das Mendelssohn übrigens später alternativ durch Orchestrierung des Scherzo aus seinem Streicher-Oktett ersetzte.
Jubel für das Orchester und den Solisten und Dirigenten in Personalunion.