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Bernstein meets Händel

MOZARTEUM / HÄNDEL / BERNSTEIN / KONZERT

19/11/18 Noch eine Bernstein-Feier in Salzburg: die Chichester Psalms als Vorspiele zu den drei Akten von Händels Oratorium Judas Maccabäus. Zu erleben war dies am Sonntag im Großen Saal des Mozarteums. Eine Veranstaltung der Uni Mozarteum auf höchstem Niveau, aber leider vor schütter besetztem Auditorium.

Von Gottfried Franz Kasparek

Vielleicht ist es doch etwas zu viel, von Sonntag bis Sonntag acht (oder waren es noch mehr?) groß besetzte Konzerte in Salzburg zu veranstalten. Gewisse Ermüdungen des Publikums sind verständlich. Eine bessere Verteilung der Termine wäre in der Zukunft anzustreben. So schwer dies auch sein mag. Händels Judas Maccabäus ist wie die meisten seiner englischen Oratorien eine verkappte Oper. Noch dazu eine mit Zeitbezug. Der anglikanische King George II hatte gerade den letzten Aufstand der katholischen Stuarts niedergeschlagen. Die Geschichte von den biblischen Makkabäern und ihrem Sieg über die ägyptischen „Heiden“ passte 1746 gut und diente der Glorie des siegreichen Königs. In drei kompakten Akten tritt vor allem der Titelheld plastisch vor unsere Augen. Der Kampf und die Leiden des Volks werden hinreißend geschildert. In Händels Partitur finden sich ein paar echte „Ohrwürmer“ wie „See the conq’ring hero“, als „Tochter Zions, freue dich“ populär geworden, oder das geradezu swingende, so ganz anders als im „Messias“ vertonte „Alleluja“ im Finale. Die Arien sind kurz und effektvoll – „moderner“ als in den Opern. Und kein Takt kann den genuinen Musikdramatiker verleugnen. Hansjörg Albrecht, die dirigierende und Cembalo spielende Seele des Abends, lässt frisch und ohne falsche Weihe musizieren, historisch informiert, aber ohne jeglichen Purismus. Sein Münchner Bachorchester ist in Hochform. Die barocken Trompeten schallen, die Streicher glänzen und die Hörner dürfen sogar Ventile haben.

 Bernsteins 1965 für eine englische Kathedrale komponierte Chichester Psalms auf hebräische Texte, für Altsolo, Chor, Orgel und Schlagzeug, geben dem kriegerischen Ganzen einen spirituellen Rahmen, schaffen Kontraste, lassen jedoch auch die seit Händel andauernde Tradition britischer Chormusik erkennen. Ganz wunderbar ist der Psalm 133/1, ein balsamischer Chorgesang von größter Innigkeit, der sozusagen die Moral von der Geschichte verkündet: „Siehe, wie fein und lieblich ist’s, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.“

 Alle Soli und Chöre werden von der „Solistenvereinigung der Universität Mozarteum Salzburg“ – müssen diese Namen so endlos sein? – gesungen, also von Studierenden der Gesangsklassen. Das Niveau bleibt dabei sehr hoch. Die Einzelleistungen mit der Ausnahme des Judas (Yu Hsuan Cheng mit ziemlich geschärftem, aber stilsicherem Charaktertenor) entziehen sich der Kritik, weil die einzelnen Figuren abwechselnd von mehreren Leuten gesungen werden, die im Programmheftchen alle nur als Chormitglieder angeführt sind. Besonders eindrucksvoll wirken die meist leuchtkräftigen Soprane und die herzerwärmende Altistin bei Bernstein. Wo auch Stephan Pollhammer und Stina Strehar an der Orgel restlos überzeugen. Viel Jubel danach, belohnt mit einer Wiederholung des „Allelujas“.

 

Eine weitere Aufführung findet heute um 20 Uhr im Großen Saal im sehenswerten neuen „Haus der Musik“ in Innsbruck statt.
Bilder: UniMoz/Christian Schneider

 

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